EU-Kommission gibt Oracle grünes Licht für Sun-Übernahme [Update]
Die EU-Kommission hat den Zusammenschluss ohne Auflagen genehmigt. Es droht nach ihrer Ansicht keine Einschränkung des Wettbewerbs.
Der US-Softwarekonzern Oracle darf den Unix-, Server- und Java-Spezialisten Sun Microsystems übernehmen. Die EU-Kommission genehmigte den Zusammenschluss am heutigen Donnerstag in Brüssel ohne Auflagen. Es drohe keine Einschränkung des Wettbewerbs im Europäischen Wirtschaftsraum.
Die EU-Kommission hatte zuletzt Bedenken geäußert hinsichtlich der quelloffenen Datenbanken-Software MySQL, die im Januar 2008 für eine Milliarde US-Dollar in den Besitz von Sun gekommen war und durch die Übernahme von Sun nun an den Datenbankspezialisten Oracle geht. Um den Umgang mit MySQL, aber auch mit Java, hatte es einige Querelen beispielsweise auch unter Entwicklern gegeben.
Update: In der am 3. September 2009 eingeleiteten Untersuchung hatte die Kommission laut Mitteilung geprüft, ob der Erwerb des Open-Source-Datenbanksystems MySQL durch Oracle zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Wettbewerbs im europäischen Wirtschaftsraum führen würde, zumal der Markt für Datenbanken stark konzentriert sei. Auf die drei größten Anbieter proprietärer Datenbanken Oracle, IBM und Microsoft entfielen nach Umsatz rund 85 Prozent des Datenbankmarktes. Da die Nutzung der MySQL-Datenbank kostenlos sei, halte Sun den Einnahmen nach nur einen geringen Anteil an diesem Markt, MySQL sei aber marktführend. MySQL und Oracle konkurrierten zwar in bestimmten Segmenten des Datenbankmarktes miteinander, in anderen Teilsegmenten wie zum Beispiel bei High-end-Produkten seien sie aber nicht als enge Wettbewerber zu betrachten.
Für die Kommission war wichtig zu untersuchen, ob Oracle in der Lage wäre und ein Interesse daran hätte, den von MySQL ausgehenden Wettbewerbsdruck auszuschalten und inwieweit dieser Wettbewerbsdruck von anderen Anbietern auf dem Datenbankmarkt ausgehen könnte. Die Kommission hat nach eigenen Angaben ermittelt, dass die Open-Source-Datenbank PostgreSQL von vielen Nutzern als echte Alternative zu MySQL betrachtet wird. Diese könne bis zu einem gewissen Grad MySQL als Wettbewerbskraft auf dem Datenbankmarkt ersetzen. Weiterer Wettbewerbsdruck könnte durch Forks, also durch legal erstellte Kopien der MySQL-Codebasis, ausgehen, meint die EU-Kommission.
Oracle habe im Dezember 2009 gegenüber Nutzern, Kunden und Entwicklern von MySQL zugesagt, weiterhin auf der Grundlage einer GPL-Lizenz neue MySQL-Versionen auf den Markt zu bringen. Oracle habe bereits Dritten, die mit Sun Lizenzverträge für MyQSL unterzeichnet haben, angeboten, ihre Verträge zu ändern. So dürfe es Dritten möglich sein, "weiterhin Speichergeräte zu entwickeln, die mit MySQL integriert werden können, und die Funktionalität von MySQL auszuweiten", heißt es in der Kommissionsmitteilung.
Beim Thema Java, das ebenfalls von Oracle übernommen wird, kam die Kommission zu dem Schluss, dass die Möglichkeiten für Oracle, seinen Konkurrenten den Zugang zu wichtigen gewerblichen Schutzrechten zu erschweren, durch den Java Community Process (JCP) sehr begrenzt sei. Der JCP ist ein partizipatorischer Prozess zur Entwicklung und Überarbeitung der Spezifikationen der Java-Technologie, an dem andere IT-Unternehmen beteiligt sind. Für Oracle gebe es keinen Anreiz, den Zugang seiner Konkurrenten zu den gewerblichen Schutzrechten für Java zu beschränken, da dies die Gewinne aus der breiten Nutzung der Java-Plattform schmälern würde. Für den Middleware-Markt und das Segment "IT Stack" sieht die Kommission wegen Suns geringen Marktanteilen keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken. (anw)