Echtzeit-Fähigkeiten für Linux

Mehrere Kernel-Patches des Echtzeit-Spezialisten Montavista sollen den Linux-Kernel 2.6 um Echtzeitfähigkeiten erweitern.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 494 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Oliver Diedrich

Sven-Thorsten Dietrich, ein Mitarbeiter des Echtzeit-Spezialisten Montavista, hat eine Reihe von Patches für den aktuellen Linux-Kernel 2.6 gepostet, die Linux um Echtzeitfähigkeiten erweitern sollen. Ziel ist es letztlich, die Interrupt-Latenz im schlechtesten Fall zuverlässig im Bereich einiger hunderstel Millisekunden zu halten. Schon der Standard-Kernel 2.6 ist gegenüber früheren Linux-Versionen um Features erweitert, die die Antwortzeiten des Kernels in den meisten Situationen gering halten (siehe dazu den c't-Artikel zum Kernel 2.6).

Harte Echtzeitfähigkeiten mit deterministischem Zeitverhalten sind für viele Embedded Devices nötig -- von Routern, die kein ankommendes IP-Paket verlieren sollen, bis zu DVD-Spielern, deren Bild- und Tonwiedergabe nicht ins Stocken kommen darf. Mit den Montavista-Erweiterungen könnte Linux mit proprietären Echtzeit-Betriebssystemen wie QNX oder OS-9 konkurrieren. Auch für Linux existieren bereits Echtzeiterweiterungen wie RTLinux, die bislang allerdings keinen Eingang in den Standardkernel gefunden haben. Genau das scheint jetzt das Ziel der Montavista-Patches zu sein.

Dietrich weist allerdings selbst in den Release-Notes zu den Patches darauf hin, dass harte Echtzeit-Fähigkeit eigentlich nicht mit den Designzielen eines Unix-Kernels -- faire Aufteilung der Ressourcen zwischen den Prozessen -- vereinbar ist. Linus Torvalds erklärte gegenüber dem Newsdienst CNet bereits, dass "kaum jemand harte Echtzeitfähigkeiten will, selbst in Embedded Devices". Harte Echtzeit erfordert komplexe Änderungen in vielen Subsystemen des Kernels und kann in vielen Einsatzbereichen auch nachteilig sein. Derzeit hält Torvalds die Patches noch für zu umfassend, um sie in den Standardkernel zu integrieren. Wie Andrew Morton, offizieller Maintainer des Kernels 2.6, die Sache sieht, ist nicht bekannt. (odi)