Uber Files: Ehemaliger Chef-Lobbyist von Uber EMEA hat die Daten geleakt

Man habe den Menschen eine Lüge verkauft, sagte der Whistleblower über den Grund für sein Handeln.

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Uber in London

(Bild: MOZCO Mateusz Szymanski/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Kathrin Stoll

Mark MacGann, der ehemalige Chef-Lobbyist von Uber in Europa, dem Nahen Osten und Afrika, hat sich als Whistleblower und Leaker der sogenannten Uber Files zu erkennen gegeben. Aus den 124.000 geleakten Emails, Rechnungen, Präsentationen und Memos, die dem britischen Guardian zugespielt wurden, geht unter anderem hervor, dass Uber beim Einstieg in den europäischen Markt zu dubiosen Mitteln gegriffen hat.

Gegenüber dem Guardian sagte MacGann, er sei derjenige gewesen, der mit Regierungen gesprochen und Uber auch gegenüber den Medien gepushed habe. Er habe Regierungsvertretern gesagt, dass sie die Regeln ändern sollten, weil Uber den Fahrern so viele neue wirtschaftliche Möglichkeiten eröffnen.

Von 2014 bis 2016 hatte MacGann seine Position als Chef-Lobbyist EMEA inne. Während der weltweiten Einführung des Mitfahrdienstes war er das öffentliche Gesicht des Unternehmens. Heute sagt er über die vermeintlichen wirtschaftlichen Chancen der Gig-Economy für die Fahrer, dass Uber „den Menschen eine Lüge verkauft“ habe.

MacGann ist die direkte Quelle für Schriftverkehr mit dem damaligen CEO Travis Kalanick, Uber’s Senior Vice President David Plouffe und dem französischen Staatspräsident Emmanuel Macron, der versprochen hatte, sich Problemen mit Regulierungsbehörden persönlich anzunehmen.

Die Akten zeigen, dass Uber bei der weltweiten Expansion immer wieder auf rechtliche Hindernisse stieß, weil der Fahrdienst in vielen Ländern eben nicht legal ist. Wie MacGann gegenüber dem Guardian erklärte, bestand die Taktik darin, den Dienst unabhängig von seiner Legalität erst einmal in verschiedenen Städten des Zielmarktes zu launchen. Dann würden die Leute schon merken, was für eine tolle Sache Uber sei.

Am 10. Juli hat Jill Hazelbaker, Senior Vice President Marketing und PR des Fahrtendienstleisters mit einer Erklärung auf die Enthüllungen reagiert. Uber werde sich nicht dafür entschuldigen, wie man sich in der Vergangenheit verhalten habe, schließlich stimme das eindeutig nicht mit den heutigen Werten des Unternehmens überein. Die Öffentlichkeit solle Uber stattdessen nach dem beurteilen, „was wir in den letzten fünf Jahren getan haben und nach dem, was wir in Zukunft tun werden.“

Am 11. Juli gab es eine weitere Stellungnahme von einem anderen Sprecher. Man verstehe, dass Mark MacGann seine jahrelange Loyalität zur früheren Führung des Unternehmens bedauere. Heute sei er jedoch nicht in der Lage, glaubwürdig über Uber zu sprechen.

MacGann hatte Uber Ende 2016 nach außen hin einvernehmlich verlassen. Seitdem hatte er allerdings einen Rechtsstreit um eine noch ausstehende Bonuszahlung gegen das Unternehmen geführt. Abgeschlossen wurde dieser vor kurzem mit einer Zahlung Uber von 585.000 Euro an MacGann. Erst danach hatte MacGann laut The Verge Informationen mit einem französischen Anwalt geteilt, der den Fahrdienstleister im Namen der Fahrer verklagt hatte. Im Januar war er schließlich nach Genf gereist, wo er dem Guardian die 18.69 Gigabyte Interna zukommen ließ.

(kst)