Ein erstes Häppchen Serial ATA II

Bei den "Extensions to Serial ATA 1.0 Specification" geht es noch nicht um die auf 3 GBit/s beschleunigte Version, sondern um Erweiterungen größerer Storage-Systeme.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dr. Harald Bögeholz

Die Serial ATA Working Group hat ein erstes Häppchen der Serial-ATA-II-Spezifikation fertiggestellt und veröffentlicht. Auf den ersten Blick scheint es dafür etwas früh, ist doch noch nicht einmal die erste Generation der neuen seriellen Festplattenschnittstelle, Serial ATA 1.0, auf dem Markt. Doch bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass es bei den "Extensions to Serial ATA 1.0 Specification" noch nicht um die auf 3 GBit/s beschleunigte Version geht (SATA 1.0 überträgt 1,5 GBit/s). Vielmehr handelt es sich um optionale und abwärtskompatible Erweiterungen der Protokolle von Serial ATA 1.0, die vor allem für die Entwicklung größerer Storage-Systeme auf der Basis von Serial ATA interessant sind.

So widmet sich ein Kapitel dem Thema Serial ATA über Backplanes -- das hatte die Spezifikation in Version 1.0 glatt vergessen und nur (bis zu ein Meter lange) Kabel vorgesehen. Serial ATA 1.0 ist voll softwarekompatibel zu ATA (im Volksmund bekannt als IDE); man kann es vereinfacht als ein neues Transportmedium für die bekannten Kommandos ansehen. Doch Serial ATA II sieht spezifische Erweiterungen vor, die über ATA hinausgehen. Die wichtigste davon eine neue Form des Tagged Command Queueing, das "Native Command Queuing", weitere Neuerungen betreffen die Ansteuerung von Storage-Controllern und Enclosure Services über die Standardprotokolle SAF-TE (SCSI Accessed Fault-Tolerant Enclosures) und SES (SCSI Enclosure Services).

Tagged Command Queuing ist von SCSI-Platten her schon seit vielen Jahren bekannt. Darunter versteht man die Möglichkeit, mehrere Kommandos an eine Festplatte abzuschicken, die diese dann in beliebiger Reihenfolge abarbeiten kann. Durch das Umsortieren von Kommandos kann die Platte den Durchsatz optimieren, denn sie weiß selbst am besten, zu welchen Daten der Weg der Köpfe wann am kürzesten ist. Damit der Host weiß, welches Kommando die Platte gerade abgearbeitet hat, bekommt jeder Befehl ein Kennzeichen (englisch "tag"), daher die Bezeichnung Tagged Command Queuing (TCQ).

Auch in der ATA-Spezifikation ist TCQ nichts Neues, still und heimlich hat IBM es in ihren IDE-Platten schon seit drei Generationen implementiert. Da Serial ATA das gesamte ATA-Protokoll transportiert, ließe sich das bisherige TCQ auch darüber nutzen, doch Serial ATA II will es noch besser machen und sieht mit dem Native Command Queuing einen neuen Mechanismus dafür vor, der noch weniger Overhead hat. Bleibt abzuwarten, ob und wann die Plattenhersteller dies implementieren; es ist jedenfalls optional.

Die frühe Fertigstellung dieser Spezifikation zeigt, dass die Hersteller von Storage-Subsystemen anscheinend schon mit den Füßen scharren und darauf warten, dass endlich billige Serial-ATA-Platten auf den Markt kommen. Seagate macht voraussichtlich im Dezember mit der Barracuda SATA V den Anfang. Ein Prototyp fand sich bereits in der c't-Redaktion ein -- mehr darüber in der Ausgabe 23/2002 der c't. (bo)