Eine Verhaftung nach Razzia gegen Torrent-Tracker

Oink.cd, ein exklusiver Club für Liebhaber von kostenfreien Vorabveröffentlichungen, wurde von britischen und niederländischen Behörden nach zweijährigen Ermittlungen dichtgemacht.

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Dieses Schweinchen hat seinen (vorerst) letzten Quietscher getan: Der Torrent-Tracker Oink, mit niedlichem Piggy-Logo und zuletzt unter einer Domain der Demokratischen Republik Kongo unterwegs, wurde in einer gemeinsamen, von Interpol koordinierten Aktion britischer und niederländischer Behörden dichtgemacht. Wie der internationale Verband der Phonowirtschaft (IFPI) am heutigen Dienstag in London mitteilte, durchsuchten Polizisten im englischen Middlesborough die Wohnung eines 24-jährigen Briten sowie seinen Arbeitsplatz und die Wohnung seines Vaters. Die niederländischen Behörden hatten die in einem Amsterdamer Rechenzentrum beheimateten Server bereits in der vergangenen Woche beschlagnahmt.

Der verhaftete 24-Jährige, der britischen Presseberichten zufolge in der IT-Abteilung eines "multinationalen Konzerns" arbeitet, soll sich als Betreiber des geschlossenen Trackers der Verabredung zum Betrug sowie der Urheberrechtsverletzung schuldig gemacht haben. Dem Schlag der Behörden gingen nach IFPI-Angaben zweijährige Ermittlungen voraus, an denen Ermittler des britischen Phonoverbands BPI und der IFPI beteiligt gewesen seien.

Oink war ein exklusiver Torrent-Club mit selektiver Türpolitik und strikten Regeln für die nach IFPI-Angaben rund 180.000 Mitglieder. Zugang gab es nur auf Einladung anderer Mitglieder, die Zugangscodes zu der Website waren begehrte Tauschmittel unter Filesharern. Begehrt war der Club auch wegen seines exklusiven "Angebots": Oink galt als einer der besten Quellen für noch nicht offiziell veröffentlichte Musik. Nach Industrieangaben wurden auf dem Tracker in diesem Jahr 60 CDs vor ihrem regulären Verkaufsstart veröffentlicht.

Zudem habe der Betreiber mit einem Paypal-Spendenkonto Geld gesammelt. Ein Sprecher der britischen Polizei nannte das gegenüber BBC News "ein extrem lukratives Geschäft"; die Mitglieder hätten mit ihren "Spenden" dafür gesorgt, dass sie weiter Zugang zu der Seite erhielten.

Der oberste Piratenjäger der IFPI, Jeremy Banks, weist auf das wachsende Problem der Industrie mit sogenannter "Pre-Release Piracy" hin. "Oink war das Zentrum der illegalen Verbreitung von Vorveröffentlichungen im Netz. Das hier ist kein Fall von Freunden, die Musik zum Spaß tauschen." Nach Ansicht der Industrievertreter hat die Verbreitung von Vorveröffentlichungen besonders schädliche Auswirkungen auf den Absatz legaler Musik. (vbr)