Eine Viertelmillion Sensoren gegen Internet-Staus

Die europäische IP-Adressverwaltung RIPE will mit bis zu 250.000 USB-Sensoren die Erreichbarkeit von Internet-Knoten vermessen und diese Daten sammeln. Die Finanzierung der Geräte sollen Sponsoren übernehmen.

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Von
  • Monika Ermert

Der operative Arm der europäischen IP-Adress-Registry Reseaux IP Européen, RIPE NCC, will mit kleinen Sensoren die Erreichbarkeit von Internet-Knoten vermessen und die Ergebnisse im Rahmen des Projekts Atlas sammeln und auswerten. Das RIPE NCC will dazu in Europa etwa 50.000 und weltweit insgesamt bis zu 250.000 Geräte installieren, die zunächst per Ping und Traceroute die Verbindungen zu einer vorgegebenen Liste von IP-Adressen testen. Demnächst sollen die Messstationen auch das DNS abfragen, ab Mitte kommenden Jahres will Atlas beliebige Internet-Sites testen können.

Die kleinen Atlas-Sensoren versorgen sich per USB mit Energie.

(Bild: RIPE)

Beim heute gestarteten Treffen der IP-Adressverwalter in Rom rief RIPE-NCC-Chefwissenschaftler Daniel Karrenberg die RIPE-Mitglieder dazu auf, sich an Atlas zu beteiligen und selbst einige der kleinen Messfühler zu spenden. Für die Teilnehmer biete Atlas eine Fülle von Informationen und Testdaten, das ganze sei günstiger als der Aufbau einer eigenen Infrastruktur, sagte Karrenberg. Wer acht Messpunkte mit 2048 Euro, 16 Messpunkte für 4096 Euro oder 256 Messpunkte 65.536 Euro stiftet, kann entsprechend viele Testläufe ordern. Andererseits komme die so finanzierte Infrastruktur der Öffentlichkeit insgesamt zugute. Karrenberg unterstrich, dass man keinen Service für private Testläufe anbieten werde.

Eine Arbeitsgruppe soll genaue Regeln festlegen, ob und wie die Atlas-Teilnehmer und Sponsoren vorab an die Daten kommen sollen. Ebenfalls zur Diskussion stehe auch, inwieweit der Quelltext der Testpunkte offen gelegt werden soll. Zwei Dinge sprächen im frühen Stadium des Atlas-Projekts dagegen, sagte Karrenberg. Der eine sei die Sicherheit der in relativ kurzer Zeit zusammengebauten Messgeräte, obwohl er kein Freund von Security by Obscurity sei. Zweitens wolle man das Projekt erst einmal auf gesunde Füße stellen und in dieser Zeit auch verhindern, dass jemand eine kommerzielle Variante anbiete.

Zahlreiche Vertreter der Schwester-IP-Adressvergabestellen reagierten auf die Ankündigung positiv. Offen bleibt, ob es dem RIPE NCC allerdings gelingt, bis Ende kommenden Jahres die von Karrenberg erhofften ersten 10.000 Messpunkte ins Netz zu bringen. Weitere Informationen zu Atlas finden sich auf den Webseiten des RIPE. (rek)