Einmal alle 59 Jahre: Wahrscheinlichkeit für Pandemie wie Covid-19 steigt stark

In jedem Jahr liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Pandemie des Kalibers Covid-19 bei zwei Prozent. Das haben Statistiker anhand historischen Daten berechnet.

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(Bild: Maridav/Shutterstock.com)

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Die Wahrscheinlichkeit, dass in einem beliebigen Jahr eine verheerende Pandemie wie die aktuelle auftritt, beträgt bereits rund zwei Prozent. Etwa alle 59 Jahre dürfte solch eine aktuelle auftreten und damit dürften viele Menschen Zeit ihres Lebens noch solch eine erleben. Das hat eine Gruppe von Forschern auf Basis neu zusammengetragener Daten zu Epidemien und Pandemien in den vergangenen 400 Jahren nun errechnet. Eine jener der Spanischen Grippe vergleichbare Pandemie tritt demnach ungefähr alle 400 Jahre auf und eine, die die gesamte Menschheit auslöscht sei wiederum in den nächsten 12.000 Jahren "statistisch wahrscheinlich".

Die wichtigste Erkenntnis sei, dass große Pandemien wie Covid-19 und die Spanische Grippe "vergleichsweise wahrscheinlich" sind, fasst der an der Studie beteiligte William Pan von der Duke University zusammen. Die Analyse wurde nun im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht. Darin wird unter anderem dargelegt, dass diese Wahrscheinlichkeit auch immer weiter ansteigt – allein in den kommenden Jahrzehnten auf das Dreifache. Über die Gründe dafür könnten sie nur spekulieren, erklären sie. Aber naheliegend seien etwa das Bevölkerungswachstum, Veränderungen bei der Nahrungsmittelversorgung, Umweltzerstörungen und häufigere Kontakte zwischen Menschen und krankheitsübertragenden Tieren.

Analysiert haben die Forscher eine ganze Reihe von Krankheiten beziehungsweise Erregern, darunter die Pest, Pocken, Cholera, Typhus und Grippeviren. Dabei habe sich gezeigt, dass es bezüglich der Ausbrüche eine hohe Variabilität gegeben habe, aber auch Muster, die als Grundlage für die statistische Analyse reichten. Die Wahrscheinlichkeit für eine Pandemie wie die tödlichste der neueren Geschichte – die Spanische Grippe – schwankte demnach zwischen 0,3 und 1,9 Prozent pro beliebigem Jahr. Eine Pandemie wie die aktuelle Corona-Pandemie sei noch wahrscheinlicher und sollte sich demnach etwa alle 59 Jahre ereignen. Daraus lasse sich aber nicht schließen, dass wir nun erst einmal für Jahrzehnte sicher sind, denn die Wahrscheinlichkeit sei in jedem Jahr gleich.

"Wenn sich heute eine Jahrhundertflut ereignet, könnte man fälschlicherweise annehmen, dass man sich 100 Jahre Wartezeit bis zu einem vergleichbaren Ereignis leisten kann, dieser Eindruck ist aber falsch", erläutert Gabriel Katul: "Man kann die nächste Jahrhundertflut schon im Jahr danach erleben." Als Konsequenz aus ihrer Studie weisen die Wissenschaftler darauf hin, wie wichtig es sei, schnell auf Krankheitsausbrüche reagieren zu können. Außerdem müssten Kapazitäten für eine lokale und globale Überwachung in Bezug auf Pandemien vorgehalten werden. Warum große Krankheitsausbrüche immer wahrscheinlich werden, müsste ebenfalls erforscht werden, fordern sie. Nicht Teil der geprüften Studie ist die gesondert genannte Berechnung, derzufolge in den nächsten 12.000 Jahren eine Pandemie "statistisch wahrscheinlich" ist, die die Menschheit auslöscht.

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(mho)