Einstellung von Lego Mindstorms stellt Schule vor Planungsunsicherheit

Lego hatte das Support-Ende für die App Mindstorms Education EV3 angekündigt. Schulen nutzen die Bausätze noch im Unterricht. Jetzt gibt es zunächst Entwarnung.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 89 Kommentare lesen
Ein Junge arbeitet an einem Lego Mindstorms Education EV3-Roboter mit einem Tablet

Mit dem Mindstorms Education EV3 haben Schülerinnen und Schüler bereits seit 1998 erste Programmiererfahrungen gesammelt.

(Bild: AlesiaKan / Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Bereits vor zwei Jahren hat Lego seine Mindstorms-Produktserie, die in vielen Schulen in den Schränken liegt, eingestellt. Den Support für die Software für den Baukasten für programmierbare Roboter versprach der dänische Klemmbaustein-Hersteller für weitere zwei Jahre – laut Internetseite bis August 2024. Das stellt Schulen vor ein Problem: Können sie den Informatik-Unterricht noch mit dem System gestalten oder müssen sie auf eine Alternative bauen?

Mit den Mindstorm Education EV3 können Kinder und Jugendliche spielerisch den Bau von Robotern erlernen, die sie selbst programmieren. Den Roboter zum Leben erwecken können die jungen Informatikbegeisterten über eine App. Bis vor den Sommerferien war allerdings nicht klar, ob Lego Education für diese App auch weiter Support anbietet.

Die Unsicherheit bereitet auch der Maria-Montessori-Gesamtschule aus Düsseldorf in den Sommerferien Bauchschmerzen: "Wir haben in unserer Schule mindestens ein Dutzend dieser Bricks und eine Menge Zubehör", sagt IT-Assistent Jürgen Adloff. Zwar arbeite die Schule auch mit dem Angebot Calliope, mit dem dritten Jahrgang verpflichtendem Informatik-Unterricht reichten die Geräte jedoch nicht aus. Adloff würde gerne weiter auf die vorhandenen Mindstorms zurückgreifen. "Wir wollen den Schülerinnen und Schülern einen Zugang zum Programmieren schaffen und mit den Mindstorms lässt sich mehr machen als mit Calliope", sagt der IT-Assistent.

Sollte Lego den Support nicht fortsetzen, könne die Schule noch auf das Angebot Open Roberta Lab ausweichen – eine Open Source Lösung des Fraunhofer-Instituts. Aber auch hier sei die Frage, ob das Lab die Mindstorms Education EV3 nach Einstellung des Supports durch Lego noch unterstütze. Falls nicht, sieht Adloff schwarz: "Dann war's das." Für den IT-Assistenten und die Schule ein großes Ärgernis, denn die Unsicherheit über den weiteren Support beeinflusse auch die Unterrichtsplanung: Werde die Unterstützung des Mindstorms EV3-Systems mitten im Schuljahr eingestellt, sei gegebenenfalls die Planung für ein ganzes Halbjahr hinfällig. "Nur wenige Lehrende wären bereit, bei dieser unklaren Situation im Unterricht 'Programmieren mit Mindstorms EV3' anzubieten", betont Adloff. "Was wir benötigen, ist Planungssicherheit."

Eine Sorge, die eine Sprecherin der Roberta-Initiative des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse und Informationssysteme dem IT-Assistenten zumindest in Teilen nehmen kann. "Solange die Umsetzung technisch möglich ist, unterstützten wir das System." Das gehe aber nur, solange das Betriebssystem, auf dem die Hardware basiert, keine Sicherheitslücken aufweise. "Hier sind wir auf die Community angewiesen. Das Open Roberta Lab kann hier auf eine starke Open Source-Community zurückgreifen, in der sich Menschen zusammentun und gemeinsam Lösungen entwickeln", erklärt die Sprecherin. Sollte das Open Roberta Lab dennoch ein System einstellen müssen, versuche die Initiative, den Bedürfnissen der Schulen Rechnung zu tragen. Eine Einstellung erfolge demnach möglichst zum Ende des Schuljahres. "In Ausnahmefällen, in denen dies nicht möglich ist, versuchen wir mit einer Alternativlösung den Betrieb für eine gewisse Zeit weiter zu ermöglichen – etwa in einem Zeitrahmen eines halben Jahres."

Auf Nachfrage von heise online bestätigte nun auch Lego Global, dass der Support vorerst weitergeführt werde: "Wir freuen uns, mitteilen zu können, dass wir den Zugang zur Lego Mindstorms Education EV3 App verlängert haben." Die App solle nun bis zum 31. Juli 2026 für iOS, Android und Chromebook, Windows 10 und MacOS verfügbar sein.

Eine Nachricht, die Jürgen Adloff freut: "Das ist eine wirklich schöne Nachricht, dass sogar der Hersteller selbst dranbleibt." Er sieht so gute Chancen, alle zwölf Informatik-Klassen mit Geräten ausstatten zu können – einige mit Calliope, andere mit Lego. "Wir wollen ja nicht die First Lego League Challenge gewinnen, sondern die Kinder ans Programmieren heranführen – wenn die einmal Blut geleckt haben, investieren sie wirklich viel Zeit und Begeisterung."

(are)