Einstellungsstopp für Kollege Roboter

Das Fraunhofer-Institut belegt in einer Studie: Auch Automatisierung hat einen Grenznutzen. Viele Betriebe merken, dass die Anschaffung von Industrierobotern kein Garant für Wirtschaftlichkeit oder gar Selbstzweck sein kann.

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Von
  • Christian Kruggel

Ein Drittel der Hersteller von Investitionsgütern hat die Automatisierung ihrer Produktion gesenkt oder plant dies. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung und des Instituts für Fabrikanlagen und Logistik der Universität Hannover, für die etwa 1000 Betriebe untersucht wurden. Dabei stellte sich heraus, dass für viele Industriebetriebe die Grenze des wirtschaftlichen Nutzens von Automatisierungstechnik niedriger als erwartet liegt.

Als Ursache für die verhaltene Beurteilung des wirtschaftlichen Nutzens der Automatisierung durch die Betriebe nennt die Studie die immer noch zu geringe Flexibilität der automatisierten Produktionsanlagen. Sie sind heute so weit verbreitet, dass sich ein grundsätzliches Problem bemerkbar macht: Eine Anlage, die Grafikkarten bestückt, kann nicht Netzteile löten. Und selbst wenn die Produktion eines Grafikkartentyps nur zu Gunsten der Herstellung eines anderen aufgegeben wird, lassen sich Produktionsanlagen nicht ohne weiteres umstellen. Solche Anlagen werden in ihrer Wirtschaftlichkeit für ein Drittel der untersuchten Betriebe zum Problem: Innovationszyklen schrumpfen und die Produktserien verkürzen sich. Die Anlagen aber bleiben in Anschaffung und Unterhaltung teuer, sie lassen sich nicht ohne weiteres umstellen.

Beim Vergleich der 1000 untersuchten Betriebe liefert die Studie weitere Überraschungen wider die Annahme, automatisierte Produktion sei gleichbedeutend mit Wirtschaftlichkeit. Erstens fiel die Ausschussquote der Betriebe, die den Automatisierungsgrad ihrer Produktion gesenkt haben, mit 4,1 Prozent geringer aus als bei den Betrieben, die ihre Produktion nicht umstellten. Hier lag die Ausschussquote einen Prozentpunkt höher. Zweitens weisen die Betriebe mit hoher im Vergleich zu denen mit niedriger Automatisierung keine signifikat höhere Wertschöpfung pro Mitarbeiter auf. Nach Einschätzung der Studie ist vom Abklingen der Automatisierungseuphorie nur deshalb noch nicht viel zu merken, weil die Umsätze der Anbieter von Automatisierungstechnik boomen. (chk)