Einzelhandel: Walmart schmeißt Roboter raus

Der Lebensmittel-Discounter beendet die Kooperation mit dem US-Startup Bossa Nova und lässt künftig wieder Menschen das Inventar überwachen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 78 Kommentare lesen

Der Roboter von Bossa Nova fährt durch die Regale und scannt das Inventar.

(Bild: Walmart)

Lesezeit: 2 Min.

Der US-Handelsriese Walmart beendet seine Kooperation mit dem Roboter-Startup Bossa Nova. Die Handelskette setze die Roboter des Startups nicht weiter ein, berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf Unternehmenskreise. Seit 2017 hat Walmart die Roboter, die bei der Inventarisierung helfen sollen, getestet und ab 2018 in immer mehr Filialen eingesetzt. Zuletzt waren die Roboter in 500 Läden im Einsatz, bis zu 1000 waren eigentlich geplant. Noch im Januar hatte das Unternehmen angekündigt, dass Walmart im Laufe des Jahres weitere 650 Roboter einsetzen werde.

Die etwa 1,80 Meter hohen Roboter fahren durch den Supermarkt und scannen die Regalreihen ab. Dabei erfassen sie den Warenbestand, fehlende oder falsch einsortierte Waren sowie veraltete Preisschilder. Obwohl sich das Unternehmen davon neben der Steigerung des Absatzes durch bessere Vorratshaltung auch eine Reduzierung der Arbeitskosten versprach, waren die Roboter bei den menschlichen Kollegen beliebt, weil sie ihnen sehr eintönige Tätigkeiten abnahmen.

Offenbar haben die Roboter die Erwartungen aber nicht erfüllen können. Zudem habe Walmart angesichts der Zunahme des Online-Geschäfts gerade in Zeiten der Pandemie ohnehin mehr Personal einsetzen müssen, um Online-Bestellungen in den Filialen zu bearbeiten, berichtet das Wall Street Journal weiter. Diese Mitarbeiter könnten dabei auch die Inventarisierung übernehmen, die bisher die Roboter geleistet haben. Weiter heißt es, CEO John Furner sei besorgt gewesen, dass die Kundschaft negativ auf die Roboter reagiert.

Walmart werde im Einzelhandel weiterhin mit neuer Technik experimentieren, sagte eine Sprecherin. "Wir haben viel darüber gelernt, wie neue Technik den Mitarbeitern helfen, ihre Jobs erleichtern und die Kundenerfahrung verbessern kann." Das Unternehmen setzt in seinen Filialen zum Beispiel weiterhin Putzroboter ein und erwägt auch andere Möglichkeiten, die Inventarisierung zu automatisieren.

Nachdem Walmart den Vertrag nicht verlängert hat, mussten bei Bossa Nova die Hälfte der Mitarbeiter gehen. Offenbar wolle sich das Startup künftig mehr auf die Weiterentwicklung der KI konzentrieren, hieß es aus Unternehmenskreisen. "Unsere KI für den Handel ist die beste in der Branche und funktioniert mit Robotern und Kameras gleichermaßen", sagte CEO Sarjoun Skaff gegenüber TechCrunch. Zu Walmart wollte der CEO nichts sagen, bestätigte aber Sparmaßnahmen. Das Startup ist eine Ausgründung des Instituts für Robotik der Carnegie Mellon Universität und hat neben den Regal-R2D2s auch einige Spielzeug-Roboter in den Handel gebracht.

(vbr)