El Salvador schürft die ersten Bitcoin mit Vulkanenergie

Das Bitcoin-Mining aus Geothermie soll wohl auch die Akzeptanz der Kryptowährung im Land als Zahlungsmittel erhöhen. Denn die wird durchaus kritisch gesehen.

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(Bild: Juan Carlos Caos/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

El Salvador hat mit der Energie eines Vulkans 0,00599179 Bitcoin, also etwa 269 US-Dollar, geschürft. Dies sei der erste Ausflug des Landes in das Bitcoin-Mining mit Vulkankraft, twitterte Präsident Nayib Bukele Ende der Woche. "Wir sind noch am Testen und Installieren, aber dies ist offiziell das erste Bitcoin-Mining von einem Vulkan aus."

Zuvor hatte Bukele bereits ein 25-sekündiges Video gepostet, das Aufnahmen eines Regierungs-Containers voller Bitcoin-Mining-Rigs zeigt, Techniker, die ASIC-Miner installieren und anschließen, sowie schwungvolle Landschaftsaufnahmen einer geothermischen Anlage am Rande eines Vulkans. Das Video, das bereits mehr als 2,4 Millionen Mal aufgerufen wurde, ist schlicht mit "Erste Schritte…" überschrieben.

Schon bei Ankündigung des Bitcoin-Gesetzes im Juni hatte Bukele gesagt, er habe den staatlichen geothermischen Energieversorger LaGeo angewiesen, Betreibern von Bitcoin-Mining-Anlagen günstige Stromtarife zur Verfügung zu stellen. Das Ziel: Bitcoin-Miner mit günstigem Strom aus Geothermie anzulocken. Unter anderem stehe eine neue Anlage bereit, die Minern 95 Megawatt an regenerativ und emissionsfrei erzeugtem Strom aus Geothermie liefern könne, versprach Bukele damals.

El Salvador wird auch als "Land der Vulkane" bezeichnet. Offiziellen Angaben zufolge macht geothermische Energie bereits fast ein Viertel der inländischen Energieproduktion aus. Der Schritt El Salvadors, Bitcoin mit Hilfe von Geothermie zu schürfen, dürfte auch dem Versuch geschuldet sein, der Kryptowährung zu mehr Akzeptanz zu verhelfen. Zuletzt hat das Krypto-Mining die Kritik von Regierungen und Experten auf sich gezogen, die sich zunehmend Sorgen über Auswirkungen auf die Umwelt machen. Beim Bitcoin-Mining werden neue Bitcoins mit Hilfe von Computern erzeugt, die komplexe mathematische Probleme lösen und dafür eine große Menge an Energie benötigen.

Seit dem 7. September ist Bitcoin offizielles Zahlungsmittel in El Salvador. Das entsprechende Gesetz sieht vor, dass jeder Händler Zahlungen in der Kryptowährung annehmen muss, der technisch dazu in der Lage ist. Auch Steuern können in Bitcoin bezahlt werden. El Salvadors Regierung verspricht sich davon einen besseren Zugang zu Zahlungssystemen für Arme und leichtere Geldüberweisungen von Auslandssalvadorianern. Etwa drei Millionen Salvadorianer leben im Ausland, davon 2,5 Millionen in den Vereinigten Staaten. Insgesamt machen die Überweisungen 22 Prozent des BIP des Landes aus.

Kritiker halten dieses Argument allerdings für nicht für besonders stichhaltig. Zugang zu Finanzdienstleistungen bedeute vielmehr, zuverlässige Sparoptionen, Zugang zu Krediten zu vernünftigen Konditionen, sowie Zugang zu Versicherungen oder anderen Finanzprodukten zu haben, so der Politikwissenschaftler und Zentralamerika-Experte Christian Ambrosius von der FU Berlin. Wegen der großen Wertschwankungen der Kryptowährung sieht er zudem Gefahren für die währungspolitische Stabilität. Hinzu kämen fehlende Transparenz und die Gefahr von Geldwäsche.

Auch in der Bevölkerung gibt es zunehmend Proteste gegen Präsident Bukele und sein Bitcoingesetz. Zum 200. Jahrestag der Unabhängigkeit des Landes Mitte September demonstrierten Tausende gegen die Einführung des Bitcoin als Zahlungsmittel und gegen eine kürzlich verabschiedete Verfassungsreform, die eine direkte Wiederwahl Bukeles im Jahr 2024 ermöglichen würde.

(akn)