Elektrifizierung der Schiene kommt voran – im Schneckentempo

Bis 2030 sollen 75 Prozent des deutschen Bahnschienennetzes elektrifiziert sein. Bisher sind es 61 Prozent.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 31 Kommentare lesen

(Bild: Deutsche Bahn)

Lesezeit: 3 Min.

Von den 33.286 km des deutschen Bahnschienenetzes waren im vorvorigen Jahr 20.365 km elektrifiziert. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken hervor. Gegenüber dem Jahr 2019 waren 2020 etwa 20 elektrifizierte Kilometer hinzugekommen.

Auch in den Jahren vorher hielt sich der Zuwachs an elektrifizierten Strecken in Grenzen. Von 2010 bis 2020 wurden insgesamt rund 650 km elektrifiziert, geht aus den von der Bundesregierung aufgeführten Zahlen in ihrer Antwort (PDF) hervor. In den vergangenen zwei Jahren seien 279 km Strecke elektrifiziert worden.

"Für das Jahr 2022 ist die Inbetriebnahme der elektrifizierten Strecke Oldenburg – Wilhelmshaven (52 km) vorgesehen", schreibt die Bundesregierung. Eine "jahresscharfe Darstellung" sei mit Blick auf die Verfügbarkeit der entsprechenden Haushaltsmittel derzeit nicht möglich. Daher hat die Regierung auch nicht die Frage der Linken beantwortet, wie die Ausbauziele der Jahre 2022 bis 2030 aussehen.

Derzeit sind demnach 61 Prozent des deutschen Schienennetzes elektrifziert. In ihrem Koalitionsvertrag (PDF) haben SPD, Grüne und FDP festgehalten, dass es bis 2030 rund 75 Prozent sein sollen. Es wären bis dahin also noch etwa 4600 km zu elektrifizieren, pro Jahr 575 km.

Zu der Frage der Linken, wie die Bundesregierung das Ziel erreichen will, schreibt diese, das hänge neben der Umsetzung des Bedarfsplans Schiene hauptsächlich von der Geschwindigkeit der Elektrifizierung im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) ab. Und weiter allgemein: "Zur Zielerreichung bedarf es einer Bündelung aller Aktivitäten, vor allem der Planungsbeschleunigung."

Dafür stünden den Ländern ausreichend Fördermittel zur Verfügung, meint die Bundesregierung, und zwar im Rahmen des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG). Die Mittel dafür seien ab dem Jahr 2021 auf jährlich eine Milliarde Euro erhöht worden. Ab dem Jahr 2025 sollen die Bundesfinanzhilfen 2 Milliarden Euro betragen, diese würden ab 2026 mit 1,8 Prozent jährlich dynamisiert. Die Länder können GFVG-Mittel auch für Elektrifizierungen einsetzen, so könne mit weiteren Nahverkehrsausbauten 75 Prozent Elektrifizierung erreicht werden.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Umfrage (Opinary GmbH) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Opinary GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Um die Elektrifizierungen, wie im Bedarfsplan Schiene vorgesehen, zu beschleunigen, will die Bundesregierung nach eigenen Angaben "die Verwaltungs-, Planungs- und Genehmigungsverfahren deutlich beschleunigen". Dafür sei eine ressortübergreifende Steuerungsgruppe eingesetzt worden, die Feder führe das Bundeskanzleramt. Derzeit würden die Handlungsfelder und einzelnen Maßnahmen konkretisiert, auch für den Ausbau elektrifizierter Bahntrassen.

Dabei betont die Bundesregierung, dass auf weniger befahrenen Nebenstrecken der Betrieb mit alternativ angetriebenen Schienenfahrzeugen mit Nachlademöglichkeiten beispielsweise in Form von kurzen Oberleitungsabschnitten einen effizienten elektrischen Betrieb ermöglichen könne. "Dies kann fallweise wirtschaftlicher sein als die Vollelektrifizierung einer Strecke mit Oberleitungen." Solches testet die Deutsche Bahn auf der Strecke Stuttgart – Horb in Baden-Württemberg mit einem batterieelektrisch betriebenen Zug.

(anw)