Elektronische Gesundheitskarte: Giesecke & Devrient produziert zehn Millionen Karten für BKKs und KKH

Die Münchner Firma Giesecke & Devrient wird rund zehn Millionen Versichertenausweise für 28 deutsche Betriebskrankenkassen und die Kaufmännische Krankenkasse produzieren. Dies entspricht in etwa jeder vierten Gesundheitskarte.

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Von
  • Detlef Borchers

Insgesamt 28 deutsche Betriebskrankenkassen (BKK) und die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) haben die Produktion ihrer elektronischen Gesundheitskarten an die Münchener Firma Giesecke und Devrient (G&D) vergeben. Mit dem Auftrag über zirka zehn Millionen Versichertenausweise produziert G&D nach eigenen Angaben insgesamt jede vierte Gesundheitskarte.

Zur Produktion der Gesundheitskarte gehört laut einer Mitteilung von G&D auch die Personalisierung der Karte mit dem Foto der Versicherten. Ähnlich wie die Techniker-Krankenkasse will die KKH ihren Versicherten ein aufpreispflichtiges "PIN Home Package" anbieten, das aus einem Kartenlesegerät und der nötigen Software zum Auslesen des ungeschützten Bereichs ("Patientenfach") der eGK besteht. Besitzer eines solchen Zuhause-Pakets haben darüber hinaus die Möglichkeit, eine qualifizierte digitale Signatur auf der Karte zu speichern, wie sie demnächst beim ELENA-Verfahren benötigt wird.

Mit der Auftragsvergabe der Betriebskrankenkassen haben alle großen Krankenkassen ihre Aufträge zur Kartenproduktion unter Dach und Fach gebracht. Giesecke & Devrient produziert dabei für die BKK/KKH und DAK, Sagem Orga für die TKK und die Barmer, während die AOK-Karten von Gemalto geliefert werden. Alle Produzenten sehen sich wiederum gut vorbereitet für die Auslieferung der Karten, die Ende des Jahres beginnen soll. Gestartet wird in der Region Nordrhein.

Für Giesecke & Devrient ist der Auftrag ein Prestigegewinn, nachdem die Firma im Verfahren um die Übernahme der Bundesdruckerei ebenso wie der TÜV Nord nach einem Bericht der Zeitschrift Capital nicht zum Zuge kommt. Nach Ansicht der Bundesregierung, die 300 Millionen Euro Forderungen an die Bundesdruckerei hat, soll das Angebot der deutschen Interessenten zu niedrig sein. Besser lag offenbar die französische Sagem mit einem Übernahmeangebot um eine Milliarde Euro, das jedoch aus "nationalen Sicherheitsinteressen" abgelehnt wurde: Sagem und Atos Origin produzieren die französischen elektronischen Reisepässe, die in Deutschland von der Bundesdruckerei hergestellt werden, Giesecke & Devrient wiederum Reisepässe für Länder wie Mazedonien oder Lettland.

Bei der elektronischen Gesundheitskarte sind alle Firmen ungeachtet der Nationalgrenzen dabei. Giesecke & Devrient, Gemalto und Sagem als Kartenproduzenten, Atos Origin als Lieferant der Directory-Dienste, die Bundesdruckerei-Tochter D-Trust als Trustcenter für die nachträglich auf der Karte installierbare qualifizierte Signatur. Neben der Kartenproduktion liefert Giesecke & Devrient nach eigenen Angaben auch ein Kartenmanagement-System an die jeweiligen Krankenkassen, das 70 Prozent aller ausgegebenen Karten verwaltet. Diesem System kommt in Zukunft eine große Rolle zu, weil die eGK praktisch ohne "Anwendungen" geliefert wird und wie eine herkömmliche Versicherungskarte nur die Stammdaten des Versicherten enthält. Anwendungen, wie die Fähigkeit, ein elektronisches Rezept zu speichern, sollen später auf die Karte aufgespielt werden.

Siehe dazu auch den Online-Artikel in c't – Hintergrund mit Links zur aktuellen und bisherigen Berichterstattung über die elektronische Gesundheitskarte und die Reform des Gesundheitswesens:

(Detlef Borchers) / (pmz)