Elektronische Gesundheitskarte: Techniker Krankenkasse ist startklar

Nach Darstellung des Chefs der TK profitiert seine Krankenkasse von der eGK. Es sei aber absolut kein Nachteil, wenn sich die Telematik-Infrastruktur für die Gesundheitskarte langsam und mit Bedacht entwickele.

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Von
  • Detlef Borchers

Auf einer Pressekonferenz der Techniker-Krankenkasse (TK) zur elektronischen Gesundheitskarte (eGK) erklärte der Vorstandsvorsitzende Norbert Klusen, dass seine Kasse bereit ist, die eGK an 7,2 Millionen Versicherte auszugeben. "Wir sind startklar, wenn die Ärzte startklar sind." Gleichzeitig sprach sich Klusen für eine behutsame Einführung der eGK aus. Wenn die Karte langsam ausgegeben werde, könnten alle Beteiligten sich besser an die Veränderungen gewöhnen.

Nach Darstellung von Klusen profitiert seine Krankenkasse von der eGK. Jeder fünfte TK-Versicherte erhalte einmal im Jahr eine neue herkömmliche Kranken-Versichertenkarte, weil sich seine Daten geändert haben. Diesen Plastik-Overhead kann die eGK vermeiden, weil die Daten via Online-Verbindung aktualisiert werden können. Als weiteren Punkt für Einsparung nannte Klusen das elektronische Rezept. Allein die TK, die jeden Monat 2,7 Millionen Papierrezepte automatisch scannt und verarbeitet, kämpft pro Monat mit 60.000 fehlerhaften Scans. Diese personalintensive Arbeit falle mit der eGK weg und sei ein gutes Beispiel, welche Wirtschaftlichkeitsreserven im Gesundheitswesen stecken würden.

Im Rahmen der Pressekonferenz wurde eine von der TK in Auftrag gegebene Studie zur Akzeptanz der elektronischen Gesundheitskarte als "Branchenbarometer e-Health" vorgestellt. Die Studie kombiniert eine telefonische Befragung von 1006 repräsentativ ausgewählten Deutschen, die von Forsa durchgeführt wurde, mit Einzelinterviews von 50 Ärzten und 100 Versicherten der TK, die in den Testregionen erste Erfahrungen mit der neuen Karte gesammelt haben. Diese nicht bevölkerungsrepräsentative Teilstudie führte das FAZ-Institut durch.

In der deutschlandweiten Befragung ergab sich, dass jeder vierte Deutsche außerhalb der Testregionen die eGK und ihre Funktionen noch nicht kennt. Von denen, die die eGK kennen, sind vor allem die Jüngeren bis 30 Jahre vom Nutzen der Technik überzeugt. Außerdem konnte die Forsa-Umfrage ein Ost-West-Gefälle feststellen: Bei der Frage nach den Top-Funktionen der neuen Karte wünschten in Ostdeutschland lebende Befragte den elektronischen Arztbrief, die Patientenakte und die elektronische Patientenquittung als wichtigste Funktionen, während Westdeutschland mit deutlich weniger Zustimmung Arztbrief, Patientenakte und Patientenfach für wichtig hält. Nur vier von zehn Befragten begrüßten die Möglichkeit, eine qualifizierte digitale Signatur auf der Karte zu speichern.

Einen sehr deutlichen Unterschied zwischen den beiden Befragungen kristallisierte sich in puncto Datensicherheit heraus. Während in der allgemeinen Umfrage die Sicherheit der eGK mit "besser als eine Bankkarte" bewertet wurde, haben 78 Prozent der Ärzte in den Testregionen Sicherheitsbedenken, dass die Daten in fremde Hände fallen können. Nahezu einhellig lehnen sie das elektronische Patientenfach ab und glauben zudem nicht, dass die eGK die Diagnosesicherheit erhöhen kann, weil Patienten Daten verbergen können. Dagegen gaben Versicherte aus den Testregionen genau diese Möglichkeit als Sicherheitsfunktion an. Sie haben keine Sicherheitsbedenken, weil sie selbst entscheiden können, was der Arzt auf der Karte speichert.

Weil die Mehrheit der befragten 50 Ärzte aus den Testgebieten nicht vom Sicherheitskonzept der Karte überzeugt ist, sprach sich TK-Chef Klusen für eine behutsame Einführung der eGK aus, die seine Kasse ab Sommer 2009 ausliefern will. Es sei absolut kein Nachteil, wenn sich die Telematik-Infrastruktur langsam und mit Bedacht entwickele. "Das gibt allen Beteiligten die Möglichkeit, sich an die Veränderungen zu gewöhnen und Vertrauen in eine Technologie zu fassen, bei der am Ende jeder selbst entscheidet, ob er die Vorteile für sich nutzen möchte oder nicht." (jk)