Elektronische Gesundheitskarte: Zahnärzte halten Kartenausgabe für nutzlos

Der Karten-Rollout erfolge offenbar auf Druck der Gesundheitspolitik, die auf Gedeih und Verderb noch vor dem Wahltag eine Erfolgsmeldung haben wolle, kritisierte der Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, Günther E. Buchholz.

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Von
  • Detlef Borchers

Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) hält die von den Krankenkassen verkündete Ausgabe von elektronischen Gesundheitskarten ab dem 1. Oktober für nutzlos. Sie wertet den Start des Karten-Rollouts als Versuch, den Fortgang des eGK-Projektes im Endspurt des Bundestagswahlkampfes übers Knie brechen zu wollen.

In einer Stellungnahme kritisierte der KZBV-Vorstandsvorsitzende Günther E. Buchholz den Aktionismus der Krankenkassen: "Dass Krankenkassen jetzt schon die ersten elektronischen Gesundheitskarten an Versicherte ausgeben wollen, bringt nichts. Da entstehen vielmehr zusätzliche Schwierigkeiten in den Praxen, denn die Karte gilt vorläufig noch gar nicht als Versicherungsnachweis." Ein Stichtag, ab dem die neue Karte als Versicherungsnachweis vorgelegt werden darf, sei noch gar nicht festgelegt worden. Überdies hätten die Zahnärzte in der umstrittenen Startregion Nordrhein noch bis Ende Oktober Zeit, sich neue Lesegeräte zu besorgen, die die neue eGK wie die alte KVK auslesen können. Somit sei der Start ein politisches Manöver: "Offensichtlich reagieren Kassen da auch auf den Druck der Gesundheitspolitik, die auf Gedeih und Verderb noch vor dem Wahltag eine Erfolgsmeldung haben will," so der KZBV-Vorsitzende.

Unabhängig von den Kassenzahnärzten hatte sich zuvor eine bisher nicht in Erscheinung getretene AG Ärzte pro Datenschutz zu Worte gemeldet. Sie hält die Zahlung von Geräte- und Installationspauschalen an die Ärzte für eine versuchte Bestechung und hat nach eigener Darstellung Anzeige wegen des Verdachtes auf illegale Verwendung von Krankenkassengeldern gestellt. Verdächtig sei, dass die Krankenkassen viel mehr Geld anbieten würden, als für die Anschaffung von Lesegeräten notwendig sei.

Mit der Ausgabe der neuen elektronischen Gesundheitskarte ab dem 1. Oktober beginnt die Phase, in der die moderne eGK die alte KVK ersetzt. Dabei leistet die eGK auf lange Sicht genau die Arbeit der KVK, nämlich das Auslesen der Versichertendaten und -Nummern. Erst mit dem Online-Anschluss der Arztpraxen kann die geplante Digitalisierung des Gesundheitswesens beginnen: Dann werden die Stammdaten und der Zuzahlungsstatus eines Versicherten online überprüft. Nach jetzt bekannt gewordenen Plänen aus dem Bundesgesundheitsministerium soll der Online-Anschluss der Praxen im Sommer 2011 starten. Bis dahin sollen die Krankenkassen den Kartenwechsel vollzogen haben. (Detlef Borchers) / (pmz)