Elektronische Patientenakte: Ärzte müssen erstmal keine Daten einstellen

Ärzte sind vorerst nicht mehr verpflichtet, die elektronische Patientenakte mit Daten zu füllen. Es braucht erst "positiven Erfahrungen" in den Modellregionen.

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Weißgekittelter Mensch zeigt mit Finger Richtung Cloud

(Bild: raker/Shutterstock.com)

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Da es keinen Stichtag mehr gibt, zu dem die Praxissoftware für die neue elektronische Patientenakte (ePA) einsatzbereit sein muss, sind jetzt auch Ärzte nicht mehr verpflichtet, die ePA mit Daten zu befüllen. Demnach müssen Ärzte und Psychotherapeuten erst einmal keine Kürzungen der TI-Pauschale oder der Honorare befürchten. Für alle Primärsysteme und damit für Praxen und Krankenhäuser in ganz Deutschland startet die ePA erst nach "positiven Erfahrungen" aus den Modellregionen.

Zu den Modellregionen gehören Praxen aus Franken, Hamburg und den Kassenärztlichen Vereinigungen Westfalen-Lippe und Nordrhein. Erst, wenn das BMG grünes Licht gibt, greift die Pflicht wieder. Das teilte die Kassenärztliche Bundesvereinigung dem Ärztenachrichtendienst mit.

Kürzlich war von einer Fristverschiebung beim Start der neuen elektronischen Patientenakte die Rede, jedoch beharrt das Bundesgesundheitsministerium darauf, dass die ePA für alle ab Mitte Januar startet. Dann legen die Krankenkassen für alle Bürger eine elektronische Patientenakte an – vom Neugeborenen bis zum Greis, wie Karl Lauterbach auf der gestrigen Digital Health Conference des Bitkom betonte.

Die Daten aus der elektronischen Patientenakte sollen als "Datenspende" an das beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte angesiedelte Forschungsdatenzentrum Gesundheit ausgeleitet werden. Wobei es sich nicht um eine Spende im eigentlichen Sinne handelt, denn die Daten gelangen automatisch dorthin. Mit Opt-in wäre der Datensatz Lauterbach zufolge nicht generalisierbar. Die Weichen dafür stellte unter anderem das Gesundheitsdatennutzungsgesetz.

Zunächst war die elektronische Patientenakte ein Steinbruch, so Lauterbach. Doch mit den täglich anfallenden Datenmengen soll aus ihr eine Goldgrube werden, die die Investitionen von Pharmaunternehmen wieder zurück nach Deutschland holen soll. Auch Big Tech hat bereits Interesse an den Daten, dazu sei man im Gespräch. Die ePA seien für den "fantastischen Wirtschaftszweig" daher extra "KI-ready" gemacht worden. Damit sollen die generativen KI-Modelle im Medizinbereich trainiert werden.

Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, ist jedoch der Ansicht, dass KI im Gesundheitswesen überschätzt wird. Sie könne den Fachkräftemangel nicht beheben, insgesamt aber eine Erleichterung sein. Außerdem betonte er, wie andere Ärzte auch, dass KI bereits seit Jahren eine Rolle spiele. Ebenfalls gebe es KI nicht zum Nulltarif. Die Chips seien teuer, "und was auch gerne übersehen wird, der Energiehunger von KI ist gigantisch und damit auch extrem teuer". Wichtig sei jedoch, digitale Tools für die Terminbuchung und auch in der Notfallversorgung zu nutzen, wie es mit der Notfallreform auch vorgesehen ist.

(mack)