Emanzipierte Medienkonsumenten

In Australien wurden Kinder und Jugendliche darüber befragt, ob und wie von Medien für sie eine Gefährdung ausgeht.

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Von
  • Florian Rötzer

Normalerweise reden die Erwachsenen und Experten über die Gefährlichkeit von Medien für Kinder und Jugendliche. Die australische Regulierungsbehörde Australian Broadcasting Authority (ABA), seit Beginn dieses Jahres auch zuständig für das Internet, ließ jetzt für einen Bericht einmal die Betroffenen selbst fragen, wie sie ihre Gefährdung durch die Medien einschätzen. Befragt wurden 50 Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 15 Jahren. Repräsentativ ist die Umfrage "Children's views about media harm" daher nicht, gleichwohl sind sicher viele der Aussagen recht typisch – nicht nur für Australien.

Die Kinder und Jugendlichen nehmen nach dem Bericht die Einstufungen der Medieninhalte sehr genau wahr; es scheinen dann – kaum überraschend – die Produkte besonders attraktiv zu sein, die nur für Erwachsene eingestuft sind. Die Kinder suchen zu ihnen Zugang zu finden, auch wenn sie wissen, dass dies ihre Eltern nicht wollen. Normalerweise wird dies in Gruppen gemacht, weil das das Ansehen fördert.

Ältere Kinder sehen vor allem – das haben sie mit dem Verhältnis der Erwachsenen zu ihnen gemeinsam – die jüngeren, aber auch die Kinder des jeweils anderen Geschlechts als gefährdet an. Sich selbst halten sie durchaus für fähig, ihren Konsum zu steuern, zumal wenn sie einen eigenen Fernseher zur freien Verfügung in ihrem Zimmer haben. Sie verstehen zwar, dass die Eltern sich Sorgen über Gewalt oder Pornographie machen, halten sich aber für "emanzipierte" Medienbenutzer und betrachten die Sorgen der Erwachsenen als weit übertrieben. Ab 12 oder 13 Jahren halten sich die Kinder jedenfalls für fähig, genau den Unterschied zwischen Wirklichkeit und Fiktion ziehen zu können. Durch das Wissen, dass die Ereignisse nicht wirklich, sondern nur inszeniert sind, beeinflussen fiktive Darstellungen die Kinder nicht mehr so stark wie etwa Dokumentationen oder Nachrichten. Das Internet freilich macht den Kindern noch viel mehr und viel leichter Inhalte zugänglich, die früher nur Erwachsene sehen konnten. Besonders Sexualaufklärung oder auch erste Einblicke in die Pornographie liefern heute weniger Zeitschriften oder Videos, sondern das Internet.

Was das Internet angeht, so zeigen sich die Kinder wenig beeindruckt von den Bildungsaufgaben, die alle Programme der Art "Schulen ans Netz" vorsehen. Internet in der Schule wird als langweilig beschrieben, und die Kinder meinen auch, dass die Schulen kaum in der Lage seien, mit den neuen Entwicklungen im Internet klar zu kommen und sie ihnen beizubringen.

Mehr in Telepolis: Die Jugendlichen verstehen sich als aufgeklärte Mediennutzer. (fr)