Dauerhafte Sommerzeit: US-Senat stimmt für Ende der Zeitumstellung

In den USA sollen die Menschen bald nicht mehr zweimal im Jahr die Uhren umstellen. Vor 50 Jahren endete solch ein Versuch schon einmal nach nur einem Jahr.

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(Bild: Subbotina Anna/Shutterstock.com)

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Ohne Gegenstimme, ohne Debatte und fast ohne Vorwarnung hat der US-Senat dafür gestimmt, die zweimal jährliche Zeitumstellung abzuschaffen und komplett auf die sogenannte Sommerzeit zu wechseln. Der Schritt erfolgte am gestrigen Dienstag nur wenige Tage nachdem die Uhren in einem Großteil der Vereinigten Staaten um eine Stunde vorgestellt worden waren. Bevor das wie geplant im kommenden Jahr abgeschafft wird, muss nun aber noch das US-Repräsentantenhaus zustimmen – und Präsident Joe Biden kein Veto einlegen. Während die beiden Parteien diesbezüglich einig sind, kommt Kritik von Experten und Expertinnen. In der EU war ein ähnlicher Plan im Sande verlaufen.

Wie die New York Times zusammenfasst, gab es zwar keine Diskussion – die Entscheidung erfolgte per Eingabe, zu der kein Widerspruch geäußert wurde –, aber einige hörbare Freudenschreie. Kommentare zu dem damit beschlossenen "Sunshine Protection Act" (etwa "Gesetz zum Schutz des Sonnenscheins") wurden nur schriftlich abgegeben, darin wurde die Zeitumstellung für alle möglichen negativen Folgen verantwortlich gemacht. Für Rhode Island seien die winterlichen Monate unter Normalzeit eine "traurige Zeit", sagte etwa Senator Sheldon Whitehouse laut New York Times. Die "verdunkelt unsere Leben in einem sehr wörtlichen Sinne". Gemeinsam forderten sie die Abgeordneten im Repräsentantenhaus auf, sich ihnen möglichst schnell anzuschließen.

In den meisten US-amerikanischen Bundesstaaten werden die Uhren am zweiten Sonntag im März um eine Stunde vor und am ersten Sonntag im November eine Stunde zurückgestellt. Nicht daran halten sich die Außengebiete wie Puerto Rico, der Inselstaat Hawaii mitten im Pazifik sowie der US-Bundesstaat Arizona mit Ausnahme des Indianerreservats der Navajo Nation. Der jetzt vom Senat angeschobene Versuch, das zu beenden, ist nicht der erste der US-Geschichte: Im Zuge der Ölkrise war zwischen 1974 und 1975 galt dort schon einmal die Sommerzeit während des gesamten Jahres. Angesichts immenser öffentlicher Kritik war das Experiment rasch wieder beendet worden. Eltern hatten sich unter anderem gesorgt, dass ihre Kinder im Dunkeln morgens öfter in Unfälle verwickelt werden würden, hatte die New York Times damals berichtet.

Mit ähnlichen Argumenten wie nun in den USA hatte es 2018 auch in der Europäischen Union einen Anlauf dazu gegeben, die zweimal jährliche Zeitumstellung abzuschaffen. Auch weil sich die Mitgliedstaaten aber seitdem nicht darauf einigen konnten, ob dann ganzjährig Sommer- oder Winterzeit gelten würde, ist daraus bislang nichts geworden. Während die USA in mehrere Zeitzonen aufgeteilt ist, gibt es in Europa von Spanien im Westen bis Polen im Osten nur eine. Vor allem an den Rändern wäre ein dauerhafter Wechsel zur Sommerzeit problematisch. So wäre es in Teilen Spaniens im Winter bis 10 Uhr morgens dunkel, während die Zeitumstellung die Extreme abmildert. Sollten sich die Staaten nicht auf eine gemeinsame Zeit einigen, könnte ein Flickenteppich entstehen.

(mho)