Endgültiges Aus: Analysetool CrowdTangle ist abgeschaltet

Das Analyse-Tool CrowdTangle ist Geschichte: Meta hat den Dienst abgeschaltet. Zuvor hatte sich Widerstand geregt: Der Nachfolgedienst schließt viele aus.

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Smartphone mit den Apps von Facebook, Facebook-Messenger, Instragm, WhatsApp und Oculus vor dem Meta-Logo

Mit CrowdTangle konnten User mehrere Dienste im Blick behalten. Das Tool ist nun aber Geschichte.

(Bild: mundissima/Shutterstock.com)

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Meta hat sein Analysetool CrowdTangle am Mittwoch endgültig abgeschaltet. Der Konzern setzt damit eine Ankündigung um, die hohe Wellen geschlagen hatte. CrowdTangle lieferte nicht nur Analysen der aktuellen Thementrends über verschiedene soziale Netzwerke hinweg. Es diente auch etwa Journalistinnen und Journalisten dazu, einen Überblick über Themen zu bekommen, die in verschiedenen sozialen Netzwerken relevant waren. So ließen sich nicht nur Trends in den sozialen Netzwerken finden, sondern auch Ansätze für den Einfluss bestimmter gesellschaftlicher Strömungen oder einzelner Akteure ableiten.

Die Meta Content Library soll CrowdTangle ersetzen, erklärte Meta. Auf der CrowdTangle-Seite weist das Unternehmen zudem auf die Abschaltung hin. "Die Meta-Content-Bibliothek und die Content-Bibliothek-API liefern Interessierten nützliche und hochwertige Daten", betont Meta. "Die Meta-Content-Bibliothek wurde entwickelt, um uns dabei zu helfen, neue behördliche Anforderungen für das Teilen von Daten und die Datentransparenz zu erfüllen, während wir gleichzeitig die strengen Datenschutz- und Sicherheitsstandards von Meta einhalten."

Anwender kritisieren am Nachfolger, dass er weniger Funktionen und Informationen bietet. Eine einschneidende Änderung ist außerdem, dass die Meta Content Library zwar Forschungsteams nach einem Antrag Zugang gewährt, Medienunternehmen, die in den meisten Fällen etwa die Non-Profit-Vorgaben für den Zugang nicht erfüllen dürften, allerdings ausschließt. Zahlreiche Einrichtungen haben sich in einem offenen Brief an Meta gewandt, um die Abschaltung bis Anfang 2025 zu verzögern, sodass im Super-Wahljahr 2024 eine Nutzung noch möglich wäre.

Kritik gibt es außerdem am Zeitpunkt der Abschaltung: In den USA stehen die Wahlen für die Präsidentschaft an. Mit CrowdTangle ließen sich etwa Themenströmungen aufspüren. Bereits im April hatte die EU-Kommission mit Blick auf die seinerzeit anstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament das Datum der Einstellung kritisiert. Die Einstellung des Dienstes wurde daher Teil eines förmlichen Verfahrens im Rahmen des Digital Services Acts (DSA). Die Leitlinien für Gatekeeper-Plattformen zu systemischen Risiken für Wahlprozesse betonen, der Zugang zu solchen Instrumenten solle vor allem in Bezug auf eine Echtzeit-Wahlüberwachung ausgeweitet werden.

Die Kommission befürchtete, die Einstellung des Dienstes könne "den gesellschaftlichen Diskurs und die Wahlprozesse" beeinträchtigen. Damit meint sie etwa "die Fähigkeiten zur Verfolgung von Falsch- und Desinformationen", der "Einflussnahme auf Wählerinnen und Wähler" sowie der " Unterdrückung von Informationen".

(are)