Energiewende: Immer noch viel zu tun beim Ausbau der Stromnetze

Neue Stromautobahnen sollen den Windstrom vom Norden in den Süden bringen. Beim Bau der Leitungen gibt es Fortschritte – aber auch viele Proteste.

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Noch viel zu tun beim Ausbau der Stromnetze

(Bild: pan demin/Shutterstock.com)

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  • dpa
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Der Ausbau der Stromnetze im Zuge der Energiewende kommt schrittweise voran – allerdings müssen noch Tausende Kilometer Leitungen neu gebaut oder umgebaut werden. Die Bundesnetzagentur sieht große Fortschritte vor allem in den Genehmigungsverfahren. Auch angesichts von Protesten gegen den Bau neuer Stromtrassen sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, allerdings zugleich, die Energiewende werde nur als "Gemeinschaftswerk" gelingen.

"Die ohnehin schon großen Erwartungen an die Energiewende – sicher, bezahlbar, klima- und umweltfreundlich – werden im politischen Alltag überlagert durch eine Fülle von regionalen und sektoralen Sonderwünschen", sagte Homann der Deutschen Presse-Agentur.

Nach Angaben der Bundesnetzagentur befinden sich von den knapp 7700 Kilometern zu realisierenden Stromtrassen, von denen ein Großteil auch verstärkt und optimiert werde, 1700 Kilometer im Raumordnungs- oder Bundesfachplanungsverfahren. Rund 3100 Kilometer sind demnach vor dem oder im Planfeststellungsverfahren. Weitere 800 Kilometer sind genehmigt, vor dem oder im Bau. Rund 1300 Kilometer Stromtrasse seien fertiggestellt – nach Angaben von vor einem Jahr waren es damals 1100 Kilometer. Etwa 800 Kilometer befänden sich noch vor einem Genehmigungsverfahren.

So seien aktuell alle Abschnitte der geplanten Stromtrasse Suedostlink (von Sachsen-Anhalt nach Bayern) in der Planfeststellung. Beim Suedlink (von Schleswig-Holstein nach SĂĽddeutschland) werde voraussichtlich dieses Jahr der Trassenkorridor festgelegt. Danach beginne auch hier die Planfeststellung.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hatte sich vor kurzem empört gezeigt über einen Vorschlag von vier westdeutschen Bundesländern, die Suedlink-Stromtrasse mit einer zusätzlichen Leitung zu versehen. "Das bedeutet, dass sich West-Bundesländer auf dem Rücken eines Ost-Bundeslandes aus der Affäre ziehen", sagte Ramelow. Hintergrund ist nach seinen Angaben ein Brief der Fachminister aus Baden-Württemberg, Niedersachsen, Hessen und Schleswig-Holstein an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Darin werde vorgeschlagen, eine Leitung mit der Suedlink-Trasse zu verbinden, die auch durch Thüringen führen soll.

Die Suedlink-Trasse soll von Schleswig-Holstein bis Baden-Württemberg führen, durch Niedersachsen, Hessen, Thüringen und Bayern. Gegner fürchten, dass darüber nicht nur Windstrom von Nord- nach Süddeutschland, sondern auch ausländischer Atom- und Kohlestrom fließen könnte. Das Investitionsvolumen beträgt laut den Netzbetreibern Tennet und TransnetBW rund zehn Milliarden Euro.

Bei der Energiewende sollen Energiequellen wie Kohle, Gas und Atomkraft von umweltfreundlicheren Energieträgern aus Sonne und Wind ersetzt werden. Bis 2022 soll das letzte Kernkraftwerk abgeschaltet sein, bis spätestens 2038 ist außerdem der Kohleausstieg geplant. Der Ökostrom-Anteil am Stromverbrauch soll bis 2030 deutlich steigen.

Gegen die neuen Stromtrassen haben sich zahlreiche Bürgerinitiativen formiert. Sie wollen keine "Riesentrassen", es gibt Angst vor möglichen Strahlungen und Streit um Standorte etwa von Umspannwerken. Dazu kommen Klagen und lange Gerichtsverfahren.

Die Bundesnetzagentur mit Sitz in Bonn wies darauf hin, der Netzausbau sei auch mit Inbetriebnahme der Projekte, die sich in der Genehmigung befinden, nicht abgeschlossen. Noch in diesem Jahr werde voraussichtlich ein neues Bundesbedarfsplangesetz mit zusätzlichen Vorhaben beschlossen, wie etwa einem neuen Gleichstrom-Korridor von Schleswig-Holstein ins Ruhrgebiet.

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Die Herausforderung im Netzausbau sei es, die Zeitpläne, die zwischen Politik, Netzbetreibern und Bundesländern vereinbart wurden, einzuhalten. "Neben den Transportaufgaben der Strom- und Gasnetze sind ausreichende Erzeugungskapazitäten, belastbare Regelungsmechanismen für die Netzstabilität und hinreichender Schutz der Netze und Anlagen gegen Eingriffe Dritter, sowie die gesamtgesellschaftliche Akzeptanz für den politisch gewählten Weg bedeutende Herausforderungen der Energiewende."

Vor zwei Jahren hatte Altmaier zum Auftakt einer "Netzausbaureise" in Bonn bei der Bundesnetzagentur einen Aktionsplan für einen schnelleren Ausbau der Stromnetze vorgelegt. Dieser sah etwa vor, Planungsverfahren zu verkürzen. Zudem sollten bestehende Stromnetze optimiert und höher ausgelastet werden.

(mho)