Deutsche Cheat-Anbieter müssen 14 Millionen Dollar an Activision zahlen

Der Cheat-Anbieter EngineOwning wurde von einem US-Gericht zu 14 Millionen US-Dollar Strafe verurteilt. Ob Kläger Activision das Geld bekommt, ist unklar.

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Screenshot aus "Call of Duty: Warzone"

Die Webseite EngineOwning.to bietet unter anderem Cheats für "Call of Duty: Warzone" an.

(Bild: Activision)

Lesezeit: 3 Min.

14,5 Millionen US-Dollar soll Activision von den Verantwortlichen des Cheat-Anbieters EngineOwning bekommen. Das hat der US-amerikanische District Court in Kalifornien entschieden. Zudem sollen die Betreiber Anwaltsgebühren bezahlen und die Domain EngineOwning.to an Activision übergeben.

EngineOwning bietet Cheat-Software für Activisions "Call of Duty"-Spiele an, darunter Aimbots für automatisches Zielen und Wallhacks, mit denen Spieler durch Wände hindurchblicken können. In dem Urteil, das vom Technikmagazin The Verge veröffentlicht wurde, bewertet das US-Gericht diese Tools unter anderem als Urheberrechtsverletzung, weil sie die Kopierschutzmaßnahmen der Spiele umgingen.

Ob die angeordneten Maßnahmen und Zahlungen durchgesetzt werden können, bleibt abzuwarten. EngineOwning wurde von der deutschen Firma EngineOwning Software UG mit Sitz in Pfaffenhofen gegründet. Die Firma wurde schon vor Jahren von Epic wegen "Fortnite"-Cheats verklagt.

Activision hat seine Klage gegen EngineOwning im Januar 2022 eingereicht. Laut dem Portal Torrentfreak haben sich einige der Angeklagten zunächst vor Gericht gegen die Vorwürfe verteidigt. Zwei Angeklagte sollen sich seitdem außergerichtlich mit Activision geeinigt haben. Die verbleibenden in der Klage benannten Personen haben sich derweil im Verlauf der Verhandlungen komplett aus dem Gerichtsprozess zurückgezogen.

Die Webseite EngineOwning.to ist aktuell weiterhin erreichbar, Cheats können weiterhin im Abonnement erworben werden – 30 Tage cheaten im Spiel der Wahl kostet 20 Euro. Der aktuelle Betreiber der Webseite bestreitet derweil, dass die angeklagten Personen noch an EngineOwning.to beteiligt sind. "Alle Personen, gegen die sich die Klage richtet, sind schon lange inaktiv. Das Projekt wurde vor Jahren an einen neuen Eigentümer übergeben", schreibt der vermeintliche Betreiber der Webseite unter dem Pseudonym "Homie" in einem Foren-Post. Zudem habe man bereits alternative Domains für die Cheat-Webseite angelegt. Als Standort für EngineOwning.to geben die Betreiber Dubai an.

Neben technischen Gegenmaßnahmen wählen Entwickler von Videospielen häufig den Rechtsweg, um sich gegen Cheats für ihre Online-Spiele zu wehren. Im Mai hat erstmals eine US-Jury entschieden, dass Cheat-Software für das Bungie-Spiel "Destiny 2" eine Urheberrechtsverletzung darstellt. Zu Jury-Entscheidungen kam es bei Cheat-Klagen bislang nicht, weil sich die Angeklagten häufig außergerichtlich einigen oder nicht an dem Prozess teilnehmen.

Cheats in Mehrspieler-Titeln verschaffen den Schummlern unfaire Vorteile, die anderen Spielern den Spaß verderben und somit massive wirtschaftliche Folgen für die Entwickler nach sich ziehen können. Technische Gegenmaßnahmen kosten Geld und Entwicklungszeit. Sie sind auch bei den fairen Spielern zudem nicht immer beliebt – zum Beispiel dann, wenn sie wie Activisions Ricochet auf Kernel-Ebene arbeiten.

Dennoch ist der Kampf gegen Cheater unerlässlich für Entwickler, die ihr Online-Spiel langfristig erfolgreich betreiben möchten. Andernfalls droht das frühzeitige Aus. Passiert ist das etwa beim Online-Shooter "The Cycle" vom Berliner Studio Yager, das nur ein Jahr nach seinem Release eingestampft werden musste. Die Spielerzahlen seien eingebrochen, weil man die Cheater nicht in den Griff bekommen konnte.

Update

Im ursprünglichen Artikel stand, der Firmensitz von EngineOwning sei in Oberpfaffenhofen. Tatsächlich liegt er in Pfaffenhofen. Wir haben den Fehler korrigiert.

(dahe)