Enterprise Switches und Wi-Fi 7 Access-Points: Lancom bringt neue Topmodelle

Lancom bringt zwei neue WiFi 7 Access-Points und diverse Switches – vom Core bis zur Access-Ebene. Auch einen Switch für Industrieumgebungen gibt es nun.

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Wi-Fi-Symbol mit einer sieben daneben

(Bild: iX)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Benjamin Pfister
Inhaltsverzeichnis

Lancom veröffentlicht neue Switches und APs: Neben dem neuen Access Point LX-7500 als Topmodell mit 4x4 Triband Antennen in den Frequenzbändern 2, 4, 5 und 6 GHz liefert der Hersteller noch den LX-7300 mit 2x2 Triband Antennen. Zudem verfügen sie über ein Scan Radio zum permanenten Umgebungsscan. Nach Angaben von Lancom ist dieses jedoch zunächst ausschließlich zum Scan der WLAN-Kanäle nutzbar und nicht für eine gesamte Spektrumsanalyse. Es soll in Kombination mit der Lancom Management Cloud (LMC) nicht nur das Funkfeld sichtbar machen, sondern es auch bewerten und Handlungsempfehlungen zur WLAN-Optimierung für den Administrator geben. Dies soll später auch automatisiert möglich sein.

Beide sollen für die effiziente Frequenznutzung auf das bekannte Multi-User Multiple In-Multiple Out (MU-MIMO) Verfahren setzen und QAM-4096 als Modulation verwenden. Die Kanalbreite beträgt bis zu 320 MHz. Als echte Neuerung gilt Multi-Link Operation, wodurch es je nach eingesetzter Variante möglich ist, parallele Verbindungen auf unterschiedliche Kanäle oder sogar unterschiedliche Frequenzbänder aufzuteilen. Zunächst unterstützt Link Enhanced Multi-Link Single Radio (MLSR). So können alle Multi-Link-fähigen Geräte und Antennen dynamisch auf einen einzigen Link umschalten – sollte das Band dann gestört sein, schaltet es dynamisch auf das zweite Band um. Hinzu kommt Simultaneous Transmit and Receive (STR): Damit können Geräte Daten gleichzeitig über mehrere Verbindungen senden und empfangen, um den Durchsatz zu erhöhen, die Latenz zu reduzieren und die Zuverlässigkeit zu verbessern. Darüber hinaus prüft der Hersteller die Integration weiterer MLO-Varianten, was aber von den Zertifizierungsbedingungen der Wi-Fi Alliance abhängt.

Es steigt aber nicht nur der maximal mögliche drahtlose Durchsatz: Um dies auch ins verkabelte Netz zu transportieren, bieten beide APs zwei Uplink-Ports mit 10G und 2,5G. Damit können die Access-Points auf Basis des Link-Aggregations-Protokolls LACP ein Aktiv/Aktiv-Paar bilden oder auf Basis von Spanning-Tree eine Aktiv/Passiv-Verbindung zu den Switchen formen. Der große Bruder LX-7500 bietet zudem Dual-PoE, wodurch selbst beim Ausfall eines Switches, beispielsweise bei Updates, das WLAN weiter bestehen kann. Aber auch falls die Switching-Infrastruktur noch nicht genügend Leistung über einen Port liefern kann, kann der Access-Point die Leistung beider Ports kombinieren.

Ein In-Service Software-Update für den eigentlichen Access-Point hat der Hersteller in Planung. Auch Secure Boot unterstützen die neuen Modelle. Die APs liefern aber auch BLE 5.1 und lassen sich über USB-Schnittstellen durch weitere IoT-Sensoren ergänzen. Die Access-Points basieren, wie die angekündigten Modelle von Mitbewerbern, auf einem Qualcomm-Chipsatz.

Ferner hat Lancom an Details geschraubt: Unter anderem wurde das Antennendesign für die Deckenmontage verbessert. Aber auch an der physischen Sicherheit wurde gearbeitet: So gibt es eine integrierte Verriegelung gegen unbefugtes Entfernen – zumindest gegen Unbedarfte, die nicht auf den Seiten des Herstellers nachlesen. Ein Neigungs- und Bewegungssensor kann bei falschen Montagewinkeln oder Entwenden warnen.

Zudem verfügt das Gerät über einen integrierten Energieverbrauchsmesser, um die Werte an zentrale Managementsysteme senden zu können. Dem Thema Energiebedarf widmet sich Lancom intensiv. So gibt es auch ein Feature namens Active Power Control, das ein intelligentes Power-Monitoring und -Management bieten soll. Beispielsweise soll perspektivisch die Uplink-Geschwindigkeit in Zeiten geringer Last reduziert werden, um Energie zu sparen. Das bedeutet gemäß Rückfrage beim Hersteller allerdings einen kurzen Link-Down von drei bis fünf Sekunden.

Die Wi-Fi 7 Access-Points sollen ab September 2024 lieferbar sein und zu Listenpreisen von 899 Euro (LX-7300) und 1190 Euro (LX-7500) zu haben sein. Die Straßenpreise dürften darunter liegen.

Mit höheren Wireless-Datenraten bedarf es jedoch auch eines Redesigns in der Switching-Infrastruktur. Lancom bringt daher nun neue Switchmodelle, um alle Rollen in Campus-Netzen abdecken zu können – vom Core bis zum Access. Die zugrunde liegenden Hardware-Chips stammen von Broadcom. Im Core und der Distributionsebene positionieren sich das neue Topmodell LANCOM CS-8132F mit 32x 100G QSFP28-Slots und der LANCOM YS-7154CF mit 48x 25G SFP28-Slots und 6x 100G QSFP28. Sie unterstützen auch Virtual Port Channels (VPC bzw. MC-LAG), um in redundanten Netzen auch bei Updates die Verfügbarkeit des Netzwerks gewährleisten zu können. Im Routing unterstützen sie nach Angaben des Herstellers OSPFv2 für IPv4 und OSPFv3 für IPv6, sowie BGP4. Als First-Hop-Redundancy-Protokoll bieten sie VRRP. Netzteile und Lüfter sind redundant und Hot-swappable ausgelegt – und selbst aus Rechenzentrumsswitchen bekannte Funktionen, wie die Auswahl des Luftflusses (vorn nach hinten oder hinten nach vorn), sind mit an Bord.

Auch eine separate CPU und eine 64 GByte große SSD für Zusatzanwendungen stehen bereit – jedoch fehlen diese Funktionen zum Auslieferungsstart noch. Dafür gibt es ein In-Service Software Upgrade (ISSU), um auch bei Updates die Uptime in kritischen Umgebungen gewährleisten zu können.

Die inzwischen bei Mitbewerbern häufig gebotene MACSec-Verschlüsselung bieten sie jedoch nicht. Dazu gab der Hersteller an, dass der Mutterkonzern Rohde & Schwarz mit seinen SITline-Netzwerkverschlüsselern eine Alternative bietet, um auch diesen Anwendungsfall bis zu Link-Geschwindigkeiten von 100G abzudecken. Die Switches sollen zu Listenpreisen von 34.990 Euro (CS-8132F) und 29.990 Euro (YS-7154CF) ab Oktober 2024 lieferbar sein.

Auf Access-Ebene geht der Trend zum Multi-Gigabit Port und im Uplink zu 25G oder höher. So bietet der neue XS-4530YUP beispielsweise 12x 2,5 Gbit/s und PoE gemäß 802.3bt (Typ 4), sowie 12x 10 Gbit/s bei gleichem PoE-Standard. Für Uplink oder Stacking stehen 4x SFP28-Ports (10G oder 25G) und 2x QSFP28 (40G oder 100G) zur Verfügung. Selbst auf Access-Ebene unterstützen die Switches bereits Virtual Port Channel sowie redundante Netzteile und Lüfter. Selbst diese Switches unterstützen ISSU.

Der neue Lancom IGS-3510XUP ist ein Industrie-Switch mit erhöhtem Temperaturbereich von -40 bis +60 °C. Er besitzt ein robustes, passiv gekühltes Metallgehäuse. Im Industriebereich noch unüblich ist die Uplink-Geschwindkeit von 2x 10 Gbit/s. Für den Downlink stehen 4x 1 Gbit/s PoE+ mit bis zu 30W PoE (802.3at) und 4x 2,5 Gbit/s PoE bis zu 90W (802.3bt Type 4) bereit. Insgesamt steht eine PoE-Leistung von bis zu 360W zur Verfügung. Lancom möchte auch noch Industrieprotokolle, wie das Ring-Protokoll ERPS (ITU-T G.8032) nachreichen. Der Switch lässt sich auch zentral über die Cloud verwalten.

(fo)