Entscheidung über .com-Vertrag vor ICANN-Treffen

Vertreter des ICANN-Büros haben in einer Telefonkonferenz in der vergangenen Nacht mitgeteilt, dass sie dem ICANN-Vorstand den Abschluss des umstrittenen .com-Neuvertrages empfehlen werden.

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Von
  • Monika Ermert

Vertreter des Büros der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) haben in einer Telefonkonferenz in der vergangenen Nacht mitgeteilt, dass sie dem ICANN-Vorstand den Abschluss des umstrittenen .com-Neuvertrages empfehlen werden. Ex-Monopolist VeriSign soll die lukrativste Domain im DNS damit praktisch dauerhaft betreiben. Die Wiedervergabe an VeriSign hatte Ende vergangenen Jahres zu einem Aufstand der ICANN-Registrarunternehmen und praktisch aller ICANN-Interessengruppen geführt. Lediglich VeriSigns Registry-Konkurrenz – die Betreiber der allerdings deutlich kleineren Domains .info, .biz, .aero, .museum, .name etc. – hielt sich zurück, schließlich hat sie Anspruch, bei anstehenden Vertragsverlängerungen die gleichen Konditionen zu erhalten.

Die Registrar-Unternehmen bleiben dagegen auch nach ersten Nachbesserungen gegenüber dem ersten Entwurf bei ihrer Ablehnung. In der Telefonkonferenz, die eigens zur Information der Registrare anberaumt worden war, lieferten sich Vertreter von Registraren heftige Wortgefechte mit ICANNs Hausjurist, John Jeffrey, und ICANNs Vice President Business Operations, Kurt Pritz. Dies berichtete Marcus Faure, der für den Council of Registrars an der Telefonsitzung teilnahm. "Auf die zentralen Fragen", so Faures Kritik, "gab es keine Antworten."

Vor allem die Frage nach der Vereinbarkeit des Deals mit dem Ziel, für mehr Wettbewerb zu sorgen, sei nicht beantwortet worden. Faure sagte, er wundere sich darüber, dass Pritz sagte, er könne nicht genau sagen, welche Kosten der Registry pro .com-Domain tatsächlich entstehen. "Ich weiß nicht, wie ICANN die Verhandlungen führt, wenn man nicht einmal genau weiß, was so eine .com-Domain kostet," formulierte Faure. Bei geschätzten zwei US-Dollar, laut Faure das Maximum, und einem verlangten Preis von sechs US-Dollar, sei die Erleichterung von Preiserhöhungen schwer nachvollziehbar. Dass es auch billiger gehe, zeige der aktuelle .net-Preis von drei US-Dollar. Um .net hatte sich VeriSign in einer offenen Ausschreibung bewerben müssen.

ICANNs Hauptamtliche wollen trotz des Widerstandes dem ICANN-Direktorium empfehlen, den Vertrag noch vor Wellington abzuschließen. VeriSign hat eine Frist gesetzt, deren genaues Ablaufdatum den Registraren auch nicht mitgeteilt wurde. Allerdings steht das Thema prominent auf der Tagesordnung der Vorstandssitzung am 21. November. Die Erfahrung lehrt, dass die ehrenamtlichen Direktoren die Vorlagen des ICANN-Büros auch so akzeptieren. Vor allem verweisen Büro und Direktorium bislang auf den Vorteil, dass VeriSign mit Abschluss des Vertrags eine Klage zurückziehen will, mit der man gerne Dienste wie Sitefinder abgesegnet hätte. (Monika Ermert) / (pmz)