Entwicklungsumgebung Eclipse 2023-06: Nun auch wieder mit Mylyn

Die Desktop-IDE Eclipse hat Version 2023-06 erreicht. Sie stellt unter anderem die aufgabenzentrierte Benutzeroberfläche Eclipse Mylyn wieder bereit.

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Von
  • Holger Voormann
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Eclipse, die freie und quelloffene Desktop-IDE für Java, C/C++, TypeScript/JavaScript, PHP und andere Programmiersprachen, ist in der Version 2023-06 erschienen. Nach einem Jahr Pause ist jetzt auch die aufgabenzentrierte Benutzeroberfläche Eclipse Mylyn – eine Besonderheit der Eclipse IDE – wieder mit an Bord. Neben Updates für neue Versionen der unterstützten Programmiersprachen gibt es Detailverbesserungen und Fehlerbereinigungen, die bei einem externen Sicherheitsaudit identifizierten Schwachstellen wurden beseitigt.

Dank eines neu formierten Mylyn-Entwicklerteams ist Eclipse Mylyn nach einem Jahr Pause zurück in der Eclipse IDE. Das zentrale Element von Mylyn ist die Task-Liste. Das Aktivieren eines Tasks öffnet die Dateien wieder, die bei der letzten Bearbeitung des Tasks geöffnet waren, was das Switchen zwischen Aufgaben erleichtert. Bei aktivierten Tasks werden außerdem nur die Dateien angezeigt, die zum Kontext des Tasks gehören.

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Das Einblenden versteckter Elemente erfordert eine zusätzliche Benutzeraktion. Wem das zu lästig ist oder wer sich nicht daran gewöhnen will, kann die Filterung über einen Toolbarbutton bis zur nächsten Taskaktivierung oder in den Einstellungen auch standardmäßig abschalten. Für Bug-Tracker wie GitHub Issues können Suchen definiert werden, um beispielsweise die sich zugewiesenen Issues als Tasks in der Taskliste zu erhalten. Auch Buildserver wie Jenkins können mit Mylyn verwaltet werden. Aus der IDE heraus können Builds gestartet und auf Logs, JUnit-Testergebnisse und andere Build-Artefakte zugegriffen werden.

Die Unterstützung für Java 20, die in der Vorgängerversion von Eclipse noch separat verfügbar war, ist nun integriert. Verbesserungen gibt es bei der Bearbeitung von Java-Dateien. Bei der Code-Vervollständigung werden innerhalb eines Methodenaufrufs mit indirekter Parameterdefinition über ein Objekt diejenigen Methoden und Felder des Objekts bevorzugt, deren Namen mit den Parameternamen übereinstimmen. Eine neue Aufräumfunktion wandelt über StringBuilder oder StringBuffer verkettete Zeichenfolgen in Textblöcke um. Der Maven-POM-Editor zeigt Warnungen für Gruppen-IDs oder Versionen an, die mit denen der übergeordneten POM-Datei identisch und daher überflüssig sind. Beim Öffnen und Importieren werden auch Gradle-Projekte erkannt und automatisch konfiguriert.

Der Eclipse Wild Web Developer bedient sich bei Visual Studio Code, um TypeScript und JavaScript zu unterstützen. TypeScript 5.0 bringt Geschwindigkeitsverbesserungen und implementiert den Stage-3-Vorschlag für ECMAScript-Dekoratoren, der zwar weniger flexibel ist als der bisherige Stage-2-Vorschlag, dafür aber mehr Möglichkeiten zur Optimierung während der Ausführung bietet.

Die Typprüfung in JavaScript, die im Code mit // @ts-check aktiviert werden kann, prüft überladene Funktionen, wenn für jeden Einzelfall ein mit @overload markierter JSDoc-Kommentar mit entsprechender Typdeklaration vorhanden ist. Die neuen Tastenkürzel zum Erweitern und Verkleinern einer Auswahl sowie zum Springen von der öffnenden zur zugehörigen schließenden Klammer und umgekehrt funktionieren nun im "Generic Text Editor" generell und damit beim Editieren von TypeScript, JavaScript, HTML, CSS, JSON, YAML und XML gleichermaßen.

Die mit finanzieller Unterstützung der Open Source Security Foundation (OpenSSF) durchgeführte Sicherheitsüberprüfung fand Schwachstellen, die im aktuellen Release beseitigt wurden. Die OpenSSF unterstützt die Eclipse Foundation im Rahmen des Alpha-Omega-Projekts mit 400.000 US-Dollar, um die zunehmenden Angriffe auf Software-Supply-Chains abzuwehren. Wozu auch die Installation und das Aktualisieren von IDE-Erweiterungen gehören.

Beim Installieren und Updaten wird nun standardmäßig die Umleitung von HTTP auf HTTPS erzwungen. Update-Seiten, die nur HTTP verwenden, funktionieren nicht mehr. Notfalls, beispielsweise in einem abgeschotteten Firmennetzwerk, kann HTTP zugelassen werden. Diese Einstellung finden Entwickler und Entwicklerinnen unter "Preferences: Install/Update | Trust" in der neuen Registerkarte "Authorities". Zudem werden sie nun bei der Installation aus einer noch unbekannten Quelle gefragt, ob sie der Quelle vertrauen. Um nicht blind vertrauen zu müssen, informiert der Dialog über die Sicherheit der Quellen und zeigt an, was aus welcher Quelle installiert werden soll. Als Reaktion auf das Sicherheitsaudit wurde auch ein Verfahren zum Widerruf von PGP-Schlüsseln, die zum Signieren verwendet werden, implementiert.

Für Windows, Linux und macOS werden jeweils elf erweiterbare Basispakete der Entwicklungsumgebung für unterschiedliche Einsatzzwecke angeboten. Alle Pakete enthalten Java und Git, die Java-IDE-Pakete zusätzlich Maven und Gradle, und sind somit ohne Installation weiterer Software sofort einsatzbereit. Die Eclipse-IDE-Pakete können über den Eclipse Installer installiert oder als ZIP-Dateien heruntergeladen werden. Eine bestehende Eclipse-IDE kann über "Help | Check for Updates" aktualisiert werden. Weitere Informationen und die Neuerungen der an diesem Release beteiligten Eclipse-Projekte sind auf der Eclipse-IDE-Webseite zu finden.

(fms)