Erdgas: Russlands Angriff hat Gasmarkt deutlich beeinflusst

Die Internationale Energieagentur hat einen mittelfristigen Ausblick für den Gasmarkt veröffentlicht. Wie sie die aktuelle Lage einschätzt.

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LNG-Entladung vor Wilhelmshaven

Deutschlands erstes Flüssigerdgas-Terminal in Aktion: Ein LNG-Tanker ist an der FSRU Höegh Esperanza in Wilhelmshaven angelegt.

(Bild: mki / heise online)

Lesezeit: 2 Min.

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine wird nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) das Interesse am Energieträger Gas nachhaltig negativ beeinflussen. In ihrem aktuellen mittelfristigen Gasbericht geht die IEA davon aus, dass die weltweite Gasnachfrage bis 2026 nur noch um durchschnittlich 1,6 Prozent pro Jahr steigen wird. Zwischen 2017 und 2021 wuchs sie noch um 2,6 Prozent. Bis zum Ende des Jahrzehnts wird sogar ein Nachfragepeak erwartet.

Vor allem der steigende Energiebedarf in Schwellenländern, allen voran China, lässt den Gasmarkt weiter wachsen, während sich Märkte wie Deutschland neu ausrichten. In Teilen Asiens, in Europa und Nordamerika, die zusammen fast die Hälfte des weltweiten Gasverbrauchs ausmachen, sinkt die Gasnachfrage bis 2026 dagegen um ein Prozent pro Jahr. Die Länder setzen stattdessen auf erneuerbare Energien und mehr Energieeffizienz. Aber auch Wasserstoff und Biomethan wachsen dort in ihrer Bedeutung stark.

Auf dem Weg zu weniger Gasabhängigkeit dürfte übergangsweise der Ausbau der LNG-Infrastruktur eine größere Rolle spielen. Laut IEA werden die LNG-Kapazitäten bis 2026 um 25 Prozent wachsen. Gewinner sind vor allem die USA, die ihre Position als weltgrößter LNG-Exporteur ausbauen können. Der weltweite Anteil lag bislang bei 20 Prozent und werde bis 2026 auf über 25 Prozent steigen. Die IEA geht davon aus, dass LNG nach dem drastischen Rückgang der Gaslieferungen aus Russland zu stabileren Preisen und zur Versorgungssicherheit beitragen kann.

Allerdings dürfte auch im Winter 2023/24 viel vom Wetter abhängen. Die neuen LNG-Kapazitäten von 11 Milliarden Kubikmeter reichen nicht aus, um den Rückgang der Pipeline-Lieferungen aus Russland, insbesondere über die zerstörte Nord Stream 1, in Höhe von 38 Milliarden Kubikmetern auszugleichen. Die Gasspeicher in Europa sind zwar voll, aber ein ungewöhnlich kalter Winter könnte zu Engpässen und Preissteigerungen führen. In solch einem Szenario würden der fehlende Zugang zu Russlands Gas und die auslaufende Gasförderung im großen Groningen-Gasfeld in den Niederlanden ins Gewicht fallen.

(mki)