Erdgas: Widerstand gegen Gasbohrungen in Oberbayern

In der Gemeinde Reichling regt sich Widerstand gegen anstehende Erkundungsbohrungen. Das vermutete Erdgasvorkommen ist nicht groß.

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Demonstrantin hält ein Protestschild hoch

Protestaktion am geplanten Bohrplatz.

(Bild: Tino Boecher / Greenpeace)

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Im Landkreis Landsberg will das Energieunternehmen Genexco ab kommenden September nach Erdgas bohren. Das stößt auf Widerstand in der konkret betroffenen Gemeinde Reichling in der Region München. Am Donnerstag zog die örtliche Bürgerinitiative unterstützt von Greenpeace zum geplanten Bohrplatz. Die geplante Bohrung mit einem 40 Meter hohen Turm liege 150 Meter entfernt von einem europäischen Schutzgebiet für Tiere und Pflanzen und 200 Meter von den Trinkwasserquellen der Gemeinde, lauten zwei der Gegenargumente.

Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) hatte die Suche nach Erdgasvorkommen im Feld "Lech" im Landkreis Landsberg Ende September 2022 genehmigt. Dort wird Erdgas vermutet, das bisher nicht erschlossen wurde. "Angesichts der explodierenden Gaspreise wollen wir als Bayerische Staatsregierung alle Optionen nutzen, um die Krise zu entschärfen. Deshalb unterstützen wir auch die Suche nach heimischen Erdgas", sagte Aiwander seinerzeit.

Ende Juni dieses Jahres erlaubte das Bergamt Südbayern die Erkundungsbohrungen in Reichling. Dort hatte bereits 1983 die US-Firma Mobil nach Erdöl gebohrt, aber Erdgas gefunden. Da der Gaspreis damals recht niedrig war, lohnte sich die Ausbeute nicht, erläutert die Bayerische Staatszeitung. Die Lage hat sich geändert, nun will Genexco 5 Millionen Euro in neue Bohrungen investieren.

Greenpeace beziffert die vermutete Erdgasmenge in Reichling auf 300 Millionen bis 500 Millionen m³. Laut dem bayerischen Landtagsgrünen Martin Stümpfig reicht die Menge, um den bayerischen Erdgasverbrauch für zwei Wochen zu decken. Anstatt in fossile Energien zu investieren, solle Aiwanger besser Windenergie und Geothermie fördern, meint Greenpeace. Der Minister solle neben dem Gasfeld Lech auch darauf verzichten, am Ammersee oder in Holzkirchen nach Gas bohren zu lassen.

Die Gemeinde Reichling habe keine Möglichkeiten, die Gasbohrungen zu verhindern, erklärt Johannes Hintersberger in einem Gemeinderundbrief (PDF). Sie sei weder Genehmigungsbehörde noch Betreiber des Vorhabens, sie könne in dem Beteiligungsverfahren lediglich Wünsche in Form von Stellungnahmen an das Bergamt Südbayern richten. Hintersberger schreibt auch, die anstehenden Probebohrungen von Genexco ersparten der Gemeinde eigene Bohrungen zu Findung der Geothermie. Dadurch würden 1,5 Millionen Euro eingespart.

Darauf weist auch Eckhard Oehms hin, Geschäftsführer der Genexco Gas GmbH. Wenn das Gas genutzt sei, ließen sich die Bohrlöcher für Wärmeprojekte nachnutzen. In 3000 Meter Tiefe herrschten bis zu 120 °C, die die Gemeinden gut für Nahwärmenetze gebrauchen könnten, sagte er der Bayerischen Staatszeitung. Die vermutete Fördermenge an Erdgas sei zwar gering, es gebe aber lokale Industrien, die das Erdgas abnehmen würden. Das sei umweltfreundlicher als Kohle zu verstromen.

In diesem Zusammenhang weist Peter Satzger vom Bund Naturschutz (BN) im Kreis Landsberg darauf hin, dass nicht allein das Ergebnis der Probebohrung in Reichling entscheidend sei, sondern auch, ob eine geplante 8 km lange Gasleitung nach Denklingen gebaut werden könne. Dafür müssten zunächst die erforderlichen Grundstücke bereitgestellt werden, zitiert der Merkur Satzger. Manche Kritiker befürchten, durch die Gasförderung könne es wie im niederländischen Groningen zu Erdbeben kommen.

(anw)