Erfolg von Apples Online-Musikshop überrascht die Musikindustrie

Apple-Chef Steve Jobs feierte den Einstieg in das Musik-Geschäft: "In noch nicht mal einer Woche sind wir zum weltweit größten Online-Musik-Unternehmen geworden."

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Von
  • Christoph Dernbach
  • dpa

Jede Sekunde verkauft Apple zwei Songs über sein neues Online-Musikgeschäft. In der ersten Woche gingen über eine Million Musikstücke über den neu geschaffenen virtuellen Ladentisch -- obwohl der Service derzeit nur für Besitzer eines Apple-Computers in den USA zur Verfügung steht. Und der Marktanteil von Apple im PC-Markt liegt gerade einmal bei rund drei Prozent. "Das ist schon ziemlich gut", sagte Branchenexperte Phil Leigh, Media-Analyst von Raymond James & Associates. "Wenn Apple in einer Woche eine Million US-Dollar Umsatz macht, dann sind das im Jahr 52 Millionen US-Dollar. Und damit läge Apple über den Umsätzen aller anderen Online-Musikdienste, die zusammen auf 35 Millionen US-Dollar kommen."

Apple-Chef Steve Jobs feierte den Einstieg seines Unternehmens in das Musik-Geschäft: "In noch nicht mal einer Woche sind wir zum weltweit größten Online-Musik-Unternehmen geworden." Apple habe die erste komplette Lösung für das Zeitalter der digitalen Musik geschaffen.

Die Plattenindustrie wunderte sich über den Ansturm auf den Apple iTunes Music Store: "Die Eine-Million-Marke schon in der ersten Woche zu übertreffen, kam total überraschend," sagte Roger Ames, Chairman und CEO von Warner Music. "Apple hat Musik-Fans, Künstlern und der gesamten Musikindustrie gezeigt, dass ein einfacher und legaler Weg der Musikdistribution über das Internet möglich ist." Doug Morris, Chef von Universal Music, hatte erwartet, dass die Millionenmarke erst nach einem Monat übersprungen wird. "Dies bereits in einer Woche zu schaffen ist ein Riesenerfolg."

Bei Universal Music in Berlin sieht man den Erfolg des Apple-Stores wohl mit gemischten Gefühlen. Zum einen beweist das Apple-Angebot, dass legale Online-Shops durchaus mit dem zumeist illegalen Angebot von Musikdateien über Online-Tauschbörsen wie KaZaA oder Morpheus bestehen können. Zum anderen verfolgt Universal in Deutschland mit seinem Service Popfile eine eigene Online-Strategie, die sich in wichtigen Punkten wie etwa eingeschränkter Nutzerrechte von dem Apple-Ansatz unterscheidet.

Während Universal Deutschland voll auf die Technologie von Microsoft zum Schutz der Urheberrechte per Digital Rights Management setzt, vertraut Apple auf herstellerunabhängige Formate wie MP3 und AAC, das Audioformat des Video-Industriestandards MPEG 4. Die Popfile-Musikstücke von Universal können daher nur mit Playern abspielt werden, die das Microsoft-Format unterstützen. Der Apple-Service wiederum kann derzeit nur von Mac-Anwendern genutzt werden. Eine Version der Apple-Musiksoftware iTunes für die Windows-Plattform von Microsoft ist jedoch noch für dieses Jahr geplant. Wann der Apple-Dienst auch in Deutschland angeboten wird, kann Apple derzeit nicht sagen. Man verhandele mit allen wichtigen Plattenlabels, um die Vertriebsrechte außerhalb der USA zu gewinnen.

Der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft reagierte eher zurückhaltend auf den Start-Erfolg des Apple-Online-Geschäfts. "Dass man mit dem Download von Musik auch Geld verdienen kann, überrascht uns nicht. Wir hatten aber auch keine konkreten Erwartungen an den neuen Apple-Store", sagte Sprecher Hartmut Spiesecke. Mit dem auf Apple-Computer beschränkten Service könne aber der deutsche Markt allein nicht bedient werden. Spiesecke verwies auf den geplanten Start eines nationalen Online-Angebotes der deutschen Musikindustrie, das im Sommer online gehen werde. "Wir müssen den Musikliebhabern zum einen ein attraktives Angebot mit einem großen Repertoire zur Verfügung stellen. Zum anderen müssen wir aber konsequent gegen illegale Angebote vorgehen." (Christoph Dernbach, dpa) / (jk)