Ericsson steigt ins Navi-Geschäft ein

Der schwedische Mobilfunkausrüster will Netzbetreibern ein Komplettpaket für die Handy-Navigation schnüren. Die Einnahmen sollen sich die Beteiligten teilen.

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Der Mobilfunkausrüster Ericsson steigt in das Geschäft mit Navigationsdiensten für Mobilfunknutzer ein. Zusammen mit dem US-amerikanischen Navi-Software-Anbieter Networks in Motion (NIM) wollen die Schweden einen gemeinsamen Navigationsdienst entwickeln und an Netzbetreiber wie T-Mobile oder Vodafone verkaufen.

Ericssons Beitrag werde vor allem in der Bereitstellung von Assisted-GPS-Funktionen bestehen, erklärte Ericsson-Sprecher Laurence McDonald gegenüber dem Wall Street Journal. Beim Assisted GPS bestimmen Endgeräte ihre Position mit Hilfe der Mobilfunkmasten, wenn in Innenräumen oder Häuserschluchten kein GPS-Signal zur Verfügung steht. Nach Angaben von Ericsson laufen weltweit 40 Prozent aller Handygespräche über Mobilfunkmasten, die mit seiner Hardware bestückt sind. Voraussetzung für die Nutzung des Dienstes wird aber in jedem Fall ein GPS-fähiges Handy sein.

NIM wird seine Navi-Software für Mobiltelefone zuliefern, die in den USA zum Beispiel Verizon seinen Mobilfunkkunden anbietet. Die AtlasBook-Software plant Routen, navigiert per Sprachausgabe und zeigt 3D-Ansichten. Auf seinen Servern hält NIM zudem eine Datenbank mit "Points of Interest" in den USA bereit, zum Beispiel Geldautomaten, Restaurants oder Sehenswürdigkeiten. Weitere Funktionen wie Staumeldungen, Einblendung von Spritpreisen an Tankstellen entlang der Route und die Startzeiten von Kinofilmen will NIM nach und nach anbieten.

Ericsson zählt darauf, dass die Netzbetreiber ihre sinkenden Gesprächsumsätze durch Navigationsdienste kompensieren wollen. Die Ericsson-NIM-Lösung sollen die Netzbetreiber ihren Kunden unter eigenem Namen feilbieten und dafür – laut Ericssons Plänen – zwischen vier und sieben Dollar pro Monat verlangen. Diese Einnahmen sollen die Provider dann mit Ericsson und NIM teilen.

Der Handyhersteller Nokia ist bereits letztes Jahr in das Navi-Geschäft eingestiegen, als er den Kartenspezialisten Navteq für 8,1 Milliarden Dollar übernahm. Als Vorteil der Ericsson-Strategie bezeichnete ein Analyst gegenüber dem Wall Street Journal die Einbeziehung der Netzbetreiber. Diese wollten schließlich mitverdienen, auch wenn sie für GPS-Navigation im Handy im Prinzip gar nicht gebraucht würden. Über die hohen Handy-Stückzahlen, die sie zusammen mit ihren Tarifen absetzen, können die Netzbetreiber allerdings auch die Handyhersteller unter Druck setzen. (cwo)