Lockheed Martin soll Demonstrationsrakete mit nuklear-thermischem Antrieb bauen

Der Rüstungskonzern Lockheed Martin hat von der DARPA den Auftrag erhalten, eine Demonstrationsrakete mit nuklear-thermischen Antrieb zu bauen.

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Eine künstlerische Darstellung der geplanten Demonstrationsrakete mit nuklear-thermischen Antrieb.

(Bild: DARPA)

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Der Forschungszweig des US-Verteidigungsministeriums DARPA hat eine Vereinbarung mit dem Rüstungskonzern Lockheed Martin geschlossen, nach der das Unternehmen mit der Konstruktion und dem Bau einer experimentellen Demonstrationsrakete mit einem nuklearen thermischen Antrieb (Nuclear Thermal Rocket – NTR) betraut wird. Das teilte die DARPA am Mittwoch mit. Der Demonstrator soll in Kooperation mit der US-Weltraumbehörde NASA entstehen. Eine entsprechende Vereinbarung hatten DARPA und NASA bereits im Januar 2023 unterzeichnet.

Die Vereinbarung mit Lockheed Martin wurde im Rahmen des 499 Millionen US-Dollar schweren DRACO-Programms (Demonstration Rocket for Agile Cislunar Operations) geschlossen. Die NTR soll eine ähnlich hohe Schubkraft haben, wie Raketen mit chemischem Antrieb, sei aber zwei- bis dreimal so effizient. Ziel ist es, schneller im Weltraum voranzukommen. Das Triebwerk besteht aus einem Kernreaktor, der Wasserstoff von etwa -250 °C auf rund 2400 °C erhitzt. Das heiße Gas schießt dann aus Düsen, die den Schub erzeugen. Die NASA zielt darauf ab, den Antrieb bei bemannten Marsmissionen einzusetzen.

Das DRACO-Programm baut auf dem NERVA-Programm (Nuclear Engine für Rocket Vehicle Applications) auf, in dem bereits nuklear-thermische Triebwerke entwickelt und erstellt wurden, jedoch nie zum Einsatz kamen. Das Programm wurde 1973 eingestellt. Allerdings sieht DRACO den Einsatz einer neuen Brennstoffoption vor, die weniger logistischen Aufwand erfordert.

Verwendet werden soll High-Assay Low-enriched Uranium (HALEU). Dessen Einsatz war möglich geworden, weil die US-Politik das National Security Presidential Memorandum 20 (NSPM-20) aktualisiert hatte, das den Einsatz von nuklearen Antrieben im Weltraum gestattet. HALEU werde demnach vom US-Energieministerium zur Verfügung gestellt. Den Kernreaktor für den Antrieb stellt Lockheed Martin jedoch nicht selbst her. Der Konzern greift mit BWX Technologies (BWXT) auf einen Partner zurück, der den Reaktor bauen wird.

Die DARPA beabsichtigt, das gesamte Antriebssystem zusammen mit Lockheed Martin so zu konstruieren, dass es einem hohen Sicherheitsstandard entspricht. So soll der Spaltreaktor so lange inaktiv bleiben, bis die Umlaufbahn erreicht ist. Die dafür nötige Trägerrakete wird die U.S. Space Force bereitstellen. Die experimentelle NTR soll dann 2027 ins All starten, lautet der Plan der DARPA.

(olb)