Erste Tests der 3D-Grafikkarte Parhelia von Matrox

Matrox hat mit dem Parhelia einen Grafikchip mit ehrgeizigen technischen Merkmalen vorgestellt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 394 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Laurenz Weiner

Matrox hat mit dem Parhelia einen Grafikchip mit ehrgeizigen technischen Merkmalen vorgestellt. Er erfüllt mit seinem Vertex Shader 2.0 und Displacement Mapping teilweise schon die Anforderungen von DirectX 9. Die ebenfalls mit Parhelia bezeichnete Grafikkarte ist zudem beim Mehrschirmbetrieb flexibel und deckt alle Zweier-Kombinationen aus analogen und digitalen Bildschirmen ab. Alternativ lassen sich auch drei analoge Anzeigegeräte anschließen, wovon sowohl Windows-Anwendungen als auch einige Spiele profitieren. Die Parhelia ist in der Standard-Version mit 128 MByte Speicher bestückt und arbeitet mit 220 MHz Chip- und 275 MHz Speichertakt. c't ließ sie in einer Reihe von 3D-Tests gegen den beliebten GeForce4 Ti4200 antreten.

Im 3DMark 2001 liegt der Dreiecksdurchsatz der Parhelia mit einer Lichtquelle bei 25 Millionen Polygone/s, was um 40 Prozent unter dem GeForce4-Wert liegt. Bei acht Lichtern ist Matrox jedoch mit 11 gegenüber 10,4 MP/s leicht schneller. Beim Multitexturing kann der Matrox-Chip mit seinen vier Texturen/Takt glänzen und übertrifft den Nvidia-Baustein mit 2463 MT/s, der es selbst auf 1903 MT/s bringt. Im Vertex-Shader-Test ist Parhelia um 8 Prozent schneller, beim Pixel-Shader-Test jedoch 13 Prozent langsamer. Beim Advanced-Pixel-Shader liegen beide mit 76 fps gleichauf.

In Spieletests hat Parhelia jedoch große Mühe mitzuhalten. Der OpenGL-Treiber vermag in den Ego-Shootern Q3A und Serious Sam nur 66 Prozent der Nvidia-Leistung aus dem 256-Bit-Chip zu holen. Ähnlich groß ist der Abstand bei Comanche 4 und dem Truck-Rennen MBTR. Bei Giants und Dungeon Siege kommt Parhelia immerhin auf 74 und 90 Prozent des Nvidia-Wertes. Enttäuschend ist jedoch das Abschneiden in dem DirectX-8-Test Aquamark. Obwohl 3DMark dem Parhelia-Chip konkurrenzfähige Vertex und Pixel Shader bescheinigt und der Chip in dem DirectX-8-Test Nature mit 31 gegenüber 40 fps nicht allzu dramatisch zurückbleibt, fällt er bei diesem Spieletest um mehr als 50 Prozent zurück. Beim Spielen auf drei Monitoren (Surround Gaming) empfiehlt Matrox wohl aus Performance-Gründen nicht mehr als 800 x 600 Bildpunkte pro Schirm, da sonst die Bildrate zu sehr in die Knie geht.

Eine Spezialität des Matrox-Chips ist sein 16faches Fragment-Antialiasing. Es glättet die Treppeneffekte an schrägen Kanten besonders wirkungsvoll, ohne die Bildrate allzu drastisch einbrechen zu lassen. Das hochwertige Verfahren macht den Matrox-Chip interessant für Weltraum-Strategie-Spiele und Flugsimulatoren, da es besonders kleine Details deutlicher wiedergibt.

Im Test mit heutigen Spielen erfüllt Matrox nicht die hohen Erwartungen, die der vierfache Vertex Shader und der 256-bittige Speicherdatenbus geweckt haben. Lediglich in Dungeon Siege kann die Parhelia mithalten; auch die Spiele-Simulationen von 3DMark 2001 in der Version "high" wecken Hoffnungen, da Parhelia hier nicht mehr als 17 Prozent hinter dem Ti4200 zurück bleibt. Offenbar wird das Potenzial des Matrox-Chips immer dann sichtbar, wenn Spiele mehr als zwei Texturlayer einsetzen. Damit bestehen gewisse Aussichten, dass Parhelia in visuell anspruchsvollen DirectX-Titeln wie Unreal Tournament 2003 gut mithalten kann.

Auch die Technologie-Demo Reef verwendet vierfache Texturierung. Sie läuft selbst mit Fragment-Antialiasing völlig flüssig und zeigt Farbeffekte und Reflexionen mit einem Detailreichtum, wie man sie von Nvidia und ATI noch nicht zu sehen bekam. Aus heutiger Sicht lohnt sich die Anschaffung allerdings nur, wenn man extrem hohe Auflösungen benötigt, auf drei Monitoren arbeiten beziehungsweise spielen möchte oder professioneller Photoshop-Anwender ist.

Die Ausstattung der Parhelia umfasst ein Photoshop-Plugin für den Gigacolor-Modus sowie eine Software zur Farbkalibrierung. Einen DVD-Player liefert Matrox nicht mit. Die Treiber decken vorerst nur Windows XP und Windows 2000 ab; ein Beta-Treiber für Windows98/ME soll spätestens in acht Wochen online verfügbar sein. Die Parhelia wird im Juli zu Preisen um 530 Euro in den Handel kommen. Bulkversionen kosten knapp 500 Euro. Sie sind mit 200/250 MHz Chip- und Speichertakt zwar langsamer getaktet, sollen aber ebenfalls bis zu drei Monitore unterstützen und über dieselbe Software-Ausstattung verfügen. Ausführlichere Ergebnisse bringt c't in der Ausgabe 14. (Manfred Bertuch) / (law/c't) / (anw)