Möglicherweise planetenbildende Scheibe um extragalaktischen Stern entdeckt

In der Milchstraße wurde die Bildung von Sternen und Planeten in verschiedenen Phasen studiert. Nun gibt es einen bahnbrechenden Fund aus einer Nachbargalaxie.

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Stern mit Jet und Scheibe

Klein in der Mitte die Aufnahme von HH 1177, rechts eine künstlerische Darstellung des Sterns mit der Scheibe.

(Bild: ESO/A. McLeod et al./M. Kornmesser)

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Eine Forschungsgruppe hat erstmals eine mutmaßliche planetenbildende Scheibe um einen Stern in einer anderen Galaxie entdeckt. Gefunden wurde das Gebilde um einen Stern mit der Bezeichnung HH 1177 in der mehr als 160.000 Lichtjahren entfernten Großen Magellanschen Wolke. Der massereiche junge Stern wächst demnach gegenwärtig und nimmt Materie aus der Umgebung auf. Dabei wurde auch die Scheibe ausgebildet, zusätzlich zu einem Jet, der von dem Stern seinen Ausgang nimmt. Anders als alle uns bekannten Akkretionsscheibe in der Milchstraße wurde die um HH 1177 im optischen Spektrum entdeckt, was an einer ungewöhnlichen Umgebung des Sterns liegen dürfte.

Die Entdeckung der Scheibe zeige einmal mehr den rasanten technologischen Fortschritt astronomischer Einrichtungen, meint Hauptautorin Anna McLeod von der britischen Durham University. Als Erstes wurde der von dem Stern ausgehende Jet mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte entdeckt, erklärt die ESO. Der habe auf die Scheibenbildung hingedeutet, zur Bestätigung habe es aber Messungen mit dem Radioteleskopverbund ALMA (Atacama Large Millimeter/submillimeter Array) gebraucht, um die Bewegung des Gases in der Scheibe nachzuweisen. Damit habe man Drehung der Scheibe und die Entdeckung der ersten Scheibe um einen extragalaktischen jungen Stern bestätigt.

Die ESO weist noch darauf hin, dass solche massereichen Sterne mit ihrer vergleichsweise kurzen Lebensdauer in der Milchstraße schwer zu beobachten sind, weil sie oft von Staub verhüllt werden. In der Großen Magellanschen Wolke unterscheide sich das Material, aus dem neue Sterne entstehen, aber grundsätzlich von dem der Milchstraße. Wegen des geringeren Staubanteils habe man einen ungehinderten Blick auf diese Phase der Entstehung von Sternen und Planeten. "Es ist sehr aufregend, die Entstehung von Sternen in solch unglaublichen Entfernungen und in einer anderen Galaxie untersuchen zu können", meint McLead. Ihre Arbeit erscheint im Wissenschaftsmagazin Nature.

Der Fund einer möglicherweise planetenbildenden Scheibe um einen Stern in einer über 160.000 Lichtjahren entfernten Galaxie zeigt, wie weit die Astronomie seit der Entdeckung der ersten Exoplaneten vor etwa 30 Jahren gekommen ist. Inzwischen kennen wir weit über 5000 – ausnahmslos alle in unserer Heimatgalaxie. Dank spezieller Teleskope wächst deren Zahl rasant. Vor zwei Jahren wurde aber sogar die mögliche Entdeckung des ersten extragalaktischen Exoplaneten vermeldet. Während die meisten uns bekannten wenige tausend Lichtjahre entfernt und die entferntesten in einer Distanz von weniger als 20.000 Lichtjahren gefunden wurden, wäre der immense 28 Millionen Lichtjahre von uns entfernt.

(mho)