Erster Deutscher Internetpreis verliehen

Bundeswirtschaftsminister Werner Müller möchte den "Geist der Erneuerung" wecken.

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  • Florian Rötzer

Ein Hauch von Hollywood lagerte heute Mittag über den gnadenlos überfüllten Messehallen in Hannover: Bundeswirtschaftsminister Werner Müller überreichte erstmals den Deutschen Internetpreis im Rahmen der CeBIT. Drei mal 100.000 Mark an Preisgeld verteilte er an auserlesene Gründer aus dem Bereich E-Commerce, um "eine neue Kultur zu begründen, bei der persönlicher Mut und Innovationsbereitschaft ausgezeichnet werden." Für den guten Zweck hatte Müller lange im leeren Staatssäckel gewühlt, um das seiner Meinung nach "hervorragende" Preisgeld locker zu machen. Aber schließlich geht es um Zukunftsmärkte, die jetzt verteilt würden und daher, ohne weitere Zeit zu verlieren, besetzt werden müssten. Und da brauchen wir eben "herausragende Beispiele, die breitenwirksam Nachahmungseffekte und Investitionen auslösen", findet der Minister.

Müller mahnte verstärkt zur Eile, um den Zug ins Informationszeitalter nicht zu verpassen. Nötig sei es, ein Klima zu schaffen, "das den Geist der Erneuerung auf breiter Front weckt und zur Entfaltung bringt." Dazu habe man das Aktionsprogramm in höchstem Tempo aufgelegt und damit als eine Art Highlight den Internetpreis für fünf Jahre finanziell gesichert. Völlig klar sei der Bundesregierung nämlich inzwischen, dass die herkömmlichen Wirtschaftsstrukturen durch die Herausbildung der Internet-Wirtschaft unter Druck geraten. "Die Schnellen fressen die Langsamen", kommentierte Müller die Übernahme Time Warners durch AOL. Wer die Entwicklung verschlafe, falle erbarmungslos zurück.

Von den glücklichen Gewinnern, die eine 12-köpfige illustre Jury aus Wissenschaft, Wirtschaft und den Sponsoren aus den knapp 600 Einsendungen auswählte, haben sich zwei der drei Endsieger dem als besonders lukrativ geltenden "B2B"-Sektor verschrieben. Die DCI Database for Commerce and Industry AG aus Starnberg will Einkäufer und Verkäufer auf dem virtuellen Marktplatz WebTradeCenter zusammenführen. Interessenten können dort gemäß dem Prinzip des "Reverse Market" Kaufgesuche aufgeben, um die sich Verkäufer balgen sollen. Warum die DCI den Preis erhielt, die letztlich ein Modell übernahm, das unter anderem in Deutschland auch dem Atrada Trading Network oder Mondus.com als Business-Idee diente, wird voraussichtlich das Geheimnis der Jury bleiben.

Auch die Idee der Integrated Procurement Services GmbH (IPS) ist nicht unbedingt als weltbewegend zu bezeichnen: die Plattform ermöglicht wie ungezählte Sites von Anbietern den Mitarbeitern der Kundenunternehmen online den Zugriff auf eine Datenbank mit über drei Millionen Verkaufsartikeln. Das dritte geehrte Startup hört auf den Namen Oelfeld MediaDesign, verkauft Tickets übers Internet und hat dafür unter den Namen "TicketInside" eine patentangemeldete Client-Server-Technologie entwickelt, bei der die Karten via Internet aus dem Drucker kommen. (Stefan Krempl)

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