Interstellarer Meteorit: Expedition von umstrittenem Forscher findet Kügelchen

Vor Papua-Neuguinea sucht eine Forschungsexpedition im Meer nach Überresten des ersten interstellaren Meteoriten. Womöglich sind sie schon fündig geworden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 15 Kommentare lesen
Goldene Kügelchen auf Monitor

Einige der gefundenen Kügelchen unter dem Mikorskop

(Bild: Avi Loeb/Medium)

Lesezeit: 3 Min.

Während einer Expedition vor der Küste Papua-Neuguineas hat eine Forschungsgruppe um den Harvard-Professor Avi Loeb dutzende Kügelchen entdeckt, die Überreste eines interstellaren Meteoriten sein könnten. Das geht aus einer Art Tagebuch hervor, das der Astrophysiker auf dem Portal Medium veröffentlicht. Loeb und sein Team kreuzen seit zwei Wochen über der vermuteten Absturzstelle des ersten interstellaren Meteoriten und sammeln mit einem magnetischen Schlitten Bodenproben. Genaue Analysen der bisher präsentierten Funde stehen zwar noch aus, aber der für seine Alien-Spekulationen bekannte Astrophysiker kann es sich nicht verkneifen, immer wieder darauf hinzuweisen, dass sein Team extraterrestrische Gerätschaften finden könnte.

Mit dem Schiff "Silver Star" sucht das Team nach Überresten eines 2014 auf die Erde gestürzten Objekts. Das trägt inzwischen die Bezeichnung CNEOS 2014-01-08 und war mit automatischen Überwachungssystemen beobachtet worden. Weil die aber auch dem US-Militär gehören und die Daten deswegen geheim sind, war eine Besonderheit des Objekts erst im vergangenen Jahr bekannt geworden: Das hat die Erde mit einer immensen Geschwindigkeit von 200.000 Kilometern pro Stunde erreicht und muss seinen Ursprung deshalb außerhalb des Sonnensystems haben. Dank der genauen Messdaten wurde der Einsturzort auf ein Areal mit einer Kantenlänge von 10 Kilometern eingegrenzt und genau dort sucht Loebs Team nun nach Überresten.

Wie Loeb auf Medium ausführt, wurden bei den verschiedenen Suchläufen bereits über 30 magnetische Kügelchen entdeckt, die von dem Himmelskörper stammen könnten. Aus der Verteilung der Fundorte versucht das Team den genauen Absturzort weiter einzugrenzen. Dort hofft man auf größere Bruchstücke, um genaue Analysen der Zusammensetzung durchführen zu können. Das bislang größte Fragment wiegt demnach drei Gramm und wurde erst am Wochenende entdeckt. Laut Loeb steht die Mission jetzt kurz vor ihrem Ende, es sollen jetzt noch so viele mutmaßliche Fragmente sichergestellt werden, wie möglich.

Loebs Tagebuch erinnert aber auch daran, warum seine Arbeit und vor allem seine Herangehensweise längst nicht unumstritten ist. So ist es in der Astronomie üblich, selbst bei den außergewöhnlichsten Entdeckungen erst einmal davon auszugehen, dass die durch natürliche Phänomene erklärbar sind. Um eine Entdeckung außerirdischem Leben oder gar außerirdischer Intelligenz zuordnen zu können, bräuchte es besonders sichere Beweise. Loeb dagegen hat zuletzt immer wieder Objekte oder Funde mit möglichen Aliens in Verbindung gebracht und damit Teile der Wissenschaft gegen sich aufgebracht. Ihm wurde vorgeworfen, Herangehensweisen seiner Kollegen falsch zusammenzufassen und nur auf Sensationen aus zu sein.

Bei dem in den Pazifik gestürzten interstellaren Meteoriten gibt es bislang überhaupt keinen Grund, eine nicht natürliche Herkunft zu vermuten. Bislang weiß man ohnehin nicht viel über das Objekt. Trotzdem hat Loeb in seinem ersten Tagebucheintrag direkt darauf hingewiesen, dass das nahe Papua-Neuguinea der linguistisch vielfältigste Ort der Erde ist: "Sollte die Expedition ein Gerät mit einer außerirdischen Inschrift finden, werden wir dort eine neue Sprache hinzufügen. Künstliche Intelligenz (KI) kann uns helfen, den Inhalt der interstellaren Nachricht zu entschlüsseln." Schon nach wenigen Tagen erklärte er angesichts kleiner Fundstücke, dass die wichtigste Frage sei, ob sie menschlicher Herkunft seien oder ob es sich um Produkte einer außerirdischen technologischen Zivilisation handelt.

(mho)