Europäischer E-Voting-Wettbewerb gestartet

Die Teilnehmer der E-Voting Competition 2008 sollen ein Internetwahlsystem entwickeln, das den Anforderungen des "Common Criteria Schutzprofils" für sichere Internetwahlen entspricht. Die Nutzung von Open-Source-Software ist eine zwingende Voraussetzung.

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"Österreich hat die Voraussetzungen für E-Voting, durch ein zentrales Melderegister, die Bürgerkarte und eine hohe Internetdurchdringung." Diese Ansicht vertrat Robert Krimmer, Direktor des Kompetenzzentrums für elektronische Wahlen und Partizipation, am heutigen Mittwoch bei der Vorstellung der E-Voting Competition 2008. Diese wird von der Internet Privatstiftung Austria (IPA) im Rahmen der Netidee gefördert. IPA-Vorstand Rupert Nagler verspricht sich daraus neue Erkenntnisse über die Sicherheit und einen spannenden Wettbewerb. "Wenn herauskommt, es gibt nichts Sicheres oder wir sind noch nicht so weit, bin ich heilfroh, weil dann wissen wir, woran wir sind", erläutert Nagler.

Der Aufruf zur Teilnahme am Wettbewerb richtet sich an Privatpersonen und gemeinnützige Organisationen aus ganz Europa, nicht jedoch an Firmen mit kommerziellen Interessen. Die Teilnehmer sollen ein Internetwahlsystem entwickeln, das den Anforderungen des "Common Criteria Schutzprofils" für sichere Internetwahlen entspricht. Die Ausübung des allgemeinen, gleichen, freien, geheimen, unmittelbaren und persönlichen Wahlrechts soll dabei gewährleistet werden. Die spezielle Herausforderung dabei ist, dass die Wähler identifiziert werden müssen, ihre Stimme aber gleichzeitig anonym sein soll.

Eine Expertenjury wählt aus den bis 13. Juni eingereichten Vorschlägen drei Finalisten aus, die zur dritten internationalen Konferenz zu Electronic Voting in Bregenz (6. bis 8. August) eingeladen werden. Sie sollen dann durch gegenseitige "friendly hacks" versuchen, Schwachstellen in der Software der Mitbewerber zu finden. Unter den drei Finalisten wird ein von der IPA gestiftetes Preisgeld von insgesamt 5000 Euro verteilt. Da die Software zur Weiterentwicklung tauglich sein soll, kann nur mit Open-Source-Programmen teilgenommen werden. Barrierefreiheit ist keine Teilnahmevoraussetzung, könnte aber in die Beurteilung der Jury einfließen. Die zwingende Einhaltung von Zugänglichkeitsstandards sei in zwei Jahren bei der nächsten Konferenz vorstellbar, meinte Krimmer.

"Uns geht es um die Förderung von elektronischen Wahlen, weil wir die Idee gut finden", sagte Krimmer, "Wir verfolgen keinen politischen Zweck." Er sieht den Einsatzbereich von Internetwahlen zunächst vor allem bei Vereinen, hofft jedoch auf einen Einsatz bei der Wahl zum österreichischen Nationalrat im Jahr 2010. Die Regierung will bereits bei den Wahlen zur gesetzlichen Studentenvertretung Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) 2009 E-Voting einsetzen – gegen den erklärten Willen der ÖH. Krimmer verwies darauf, dass sich einzelne Universitätsvertretungen für E-Voting ausgesprochen hätten.

Aus Sicht Krimmers kann E-Voting nicht mit dem oft problembehafteten Einsatz von Wahlmaschinen verglichen werden, da "komplett andere Voraussetzungen" bestünden. Bei den Herstellern der Wahlmaschinen fehle die kritische Öffentlichkeit, um ihre Systeme zu verbessern. (Daniel AJ Sokolov) / (anw)