Europäischer Raumtransporter ATV letztmals zur ISS gestartet

Der Start verlief ohne Probleme: Zum letzten Mal ist ein europäisches Versorgungsschiff (Automated Transfer Vehicle, ATV) unterwegs zur Raumstation ISS. Der deutsche Esa-Astronaut Alexander Gerst darf sich freuen: An Bord ist unter anderem sein Wunschessen.

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  • dpa
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Das ATV "Georges Lemaître" startet auf einer Ariane 5 zur Internationalen Raumstation ISS

(Bild: ESA)

Der letzte europäische Raumtransporter ist auf dem Weg zur Internationalen Raumstation ISS. Das in Deutschland gebaute Versorgungsschiff (Automated Transfer Vehicle, ATV) startete in der Nacht zum Mittwoch an Bord einer Ariane-5-Rakete ins All. Wenn alles nach Plan läuft, wird das ATV-5 "Georges Lemaître" am 12. August an der ISS in rund 400 Kilometern Höhe über der Erde andocken. Die sechs ISS-Besatzungsmitglieder, darunter auch der deutsche Esa-Astronaut Alexander Gerst, dürfen sich dann auf frische Lebensmittel und Nachschub an Treibstoff, Wasser und Atemluft freuen.

Die vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana gestartete Ariane-5-Rakete stellte mit dem Flug einen neuen Rekord auf. Mit einem Gesamtgewicht von mehr als 20,2 Tonnen brachte sie so viel Nutzlast in den Orbit wie nie zuvor. Der Transporter vom Typ ATV (Automated Transfer Vehicle) ist das größte und technisch ausgefeilteste Raumfahrzeug, das je in Europa entwickelt worden ist.

Unter anderem wegen der knappen Kassen in Mitgliedsländern der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) wird das ATV nicht weiter produziert werden. Künftig wird die ISS vor allem von US-amerikanischen und russischen Transportern versorgt. Am ATV-Produktionsstandort von Airbus Defence and Space in Bremen sollen unteren anderem die Arbeiten an einem Servicemodul für das geplante US-Raumschiff Orion die Ausfälle kompensieren.

Zum wissenschaftlichen Teil der Ladung des letzten ATV gehört der experimentelle Laserinfrarotbildsensor "Liris". Mit seiner Hilfe sollen Lenkungs-, Navigations- und Steuerungssysteme für Anflüge an sogenannte unkooperative Ziele wie Weltraummüll und Asteroiden entwickelt werden.

Zudem ist unter anderem ein tiegelfreier Schmelzofen für die Materialforschung an Bord, der von Gerst eingebaut und getestet werden soll. Die von Airbus Defence and Space gebaute Experimentieranlage beruht auf dem Prinzip der elektromagnetischen Schwebetechnik (Levitation) und wurde im Rahmen von Aufträgen der Esa und des DLR entwickelt.

Der Ofen erlaubt es, verschiedene metallische Legierungen ohne Kontakt zu einem Gefäß zu schmelzen und zu analysieren. Die Erkenntnisse sollen für die Optimierung von industriellen Gießvorgängen und in der Grundlagenforschung genutzt werden.

Ganz speziell für Gerst wurden nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) Konserven mit Käsespätzle, Linsen, Saitenwürstchen und Grießflammeri an Bord des unbemannten Frachters verstaut. Zudem bekommt der 38 Jahre alte Geophysiker neue Sportkleidung, die später für Experimente genutzt werden soll.

Die besonderen Kleidungsstücke für das Fitnesstraining von Gerst werden für ein Experiment mit dem Namen "Spacetex" verwendet. Vorgesehen ist dabei, die Textilien nach der Nutzung im All auf mikrobiellen Befall und Geruchsentwicklung zu untersuchen. Die Forscher wollen dadurch das Grundwissen über den Wärmeaustausch des Körpers unter extremen Umweltbedingungen erweitern.

Alexander Gerst auf der ISS (8 Bilder)

Schweben am Arbeitsplatz

Alexander Gerst gewöhnt sich noch an seine neue Umgebung
(Bild: ESA/NASA)

Die nach dem belgischen Wissenschaftler George Lemaître benannte ATV-Mission wird insgesamt rund sechs Monate dauern. Am Ende seiner Mission soll der Frachter mit Raumstationsmüll beladen von der ISS abdocken und bei seinem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre über dem Südpazifik verglühen. (jk)