Europas Bankenaufsicht warnt vor Bitcoins

Keine Einlagensicherung, kein verlässlicher Wert und anfällig für Hackerangriffe und Missbrauch: DIe europäische Bankenaufsicht lässt kein gutes Haar an Bitcoins. Und auch anderswo werden Zentralbanken auf die virtuelle Währung aufmerksam.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 200 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.

Die Europäische Bankenaufsicht EBA hat vor virtuellen Währungen wie dem Bitcoin gewarnt. Für das digitale Geld gebe es keine Einlagensicherung, zudem seien die Coins auf den Computern der Nutzer ebenso Hackerangriffen ausgesetzt wie die Handelsplattformen im Internet selbst, heißt es in einer Mitteilung vom heutigen Freitag. Außerdem warnt die EBA vor kriminellem Missbrauch zum Beispiel für Geldwäsche und der grundsätzlichen Möglichkeit einer zukünftigen Besteuerung von Transaktionen.

Ein weiterer Kritikpunkt sind die nicht reversiblen Zahlungen der virtuellen Währung – anders als bei zum Beispiel Kreditkarten lässt sich ein einmal angewiesener Bitcoin-Betrag nicht mehr zurückholen. Dadurch seien Konsumenten nur schlecht vor Betrügern geschützt. Da auch die Wechselkurse extrem schwanken, empfiehlt die EBA nur soviel Geld in Bitcoins zu tauschen, dass man einen Totalverlust verschmerzen könnte.

Auch die EZB hat sich zum Thema geäußert: Laut Bericht des Wall Street Journals könne Europas Zentralbank ein schärferes Vorgehen nicht ausschließen. Derzeit sehe man Bitcoin dort nicht als Währung an und beobachte die aktuelle Entwicklung sehr aufmerksam.

Das Problem mit den Bitcoins

Generell stellt die virtuelle Währung die Finanzaufseher weltweit vor Herausforderungen, da sie nur schwer Einfluss darauf nehmen können. Bitcoins werden über ein dezentrales, öffentlich einsehbares Netzwerk verwaltet, in dem alle Transaktionen und Guthaben gespeichert sind. Jeder, der eine Wallet-Software installiert, kann Teil dieses Netzwerks sein. Staatlich regulierte Banken sind in diesem System prinzipiell überflüssig.

In Berlin hat sich bereits ein "Bitcoin-Kiez" etabliert, wo Läden die virtuelle Währung akzeptieren.

(Bild: dpa, Hannibal)

Ebenso ist bei jeder Transaktion nur die aus rund 30 Zeichen bestehende Bitcoin-Adresse der Nutzer bekannt, wobei jeder Nutzer für sich beliebig viele Adressen erzeugen kann. Das macht es für Behörden sehr schwierig, Geldflüssen zu folgen, und für zwielichtige Elemente leichter, Geldwäsche zu betreiben.

Die Geldschöpfung und Aufrechterhaltung des Netzwerks erfolgt über den Prozess des Minings, bei dem alle teilnehmenden Rechner eine schwierige kryptografische Aufgabe lösen müssen und bei Erfolg mit aktuell 25 neuen Bitcoins belohnt werden. Dabei ist die Menge der Bitcoins auf 21 Millionen Einheiten begrenzt, eine Bitcoin-Zentralbank, die Vorgaben machen und steuernd in die Geldmenge eingreifen kann, gibt es nicht.

Die Regulierer wachen auf

Erst in der vergangenen Woche hatte die chinesische Zentralbank den Banken des Landes den Handel mit Bitcoins untersagt, ebenso wenig dürfen die Coins in Chinas Landeswährung umgetauscht werden. Die jüngste Kursrallye von rund 200 US-Dollar auf über 1000 US-Dollar, die erheblich von chinesischer Nachfrage befeuert war, wurde dadurch erstmal ausgebremst. Im Januar hatte der Kurs noch bei rund 13 US-Dollar gestanden.

Ähnlich kritisch wie die EBA sieht auch die Zentralbank in Frankreich das virtuelle Geld und bemängelt unter anderem die Gefahr der Geldwäsche und drastische Wertschwankungen. Das Schweizer Parlament interessiert sich hingegen auch für die Chancen des digitalen Geldes und will prüfen, ob Bitcoins als Fremdwährung anerkannt werden können. In Israel und Indien wollen sich laut Berichten die jeweiligen Zentralbanken ebenfalls mit Bitcoin befassen. In den USA fanden kürzlich Senatsanhörungen statt, die Teil einer umfassenden Prüfung sind. Sowohl das Justizministerium als auch die Börsenaufsicht SEC äußerten sich dabei relativ positiv zur virtuellen Währung. Im März stellte die US-Finanzbehörde FinCEN den Handel mit Bitcoins unter das Geldwäsche-Gesetz.

In Deutschland lässt sich der staatliche Blick auf Bitcoins als vorsichtige Aufgeschlossenheit bezeichnen: Hier werden Bitcoins als privates Geld aufgefasst und sind damit ein legales Zahlungsmittel. Ebenfalls hat sich die Bundesregierung bereits zur Besteuerung von Gewinnen aus Bitcoinhandel sowie aus Bitcoin-Mining geäußert. (axk)