Europol: Mehr als 1.000 Festnahmen bei Aktion gegen Geldwäsche

Bei einer weiteren Anti-Geldwäsche-Operation haben europäische Strafverfolger "alarmierende Trends" beobachtet und zahlreiche Verdächtige verhaftet.

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Europol-Gebäude in Den Haag

(Bild: PeopleImages.com - Yuri A/Shutterstock.com)

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Bei der neunten von Europol koordinierten weltweiten Anti-Geldwäsche-Operation "European Money Mule Action" mit dem Codenamen "EMMA 9" wurden 1.013 Verdächtige festgenommen, 10.759 Finanzagenten identifiziert und Verluste in Höhe von fast 32 Millionen Euro verhindert. Darüber hinaus identifizierten die Ermittler laut Europol 474 Anwerber von Finanzagenten, leiteten 4.659 Ermittlungsverfahren ein und meldeten 10.736 betrügerische Transaktionen.

Infografik zur 9. Europol-Aktion "EMMA" gegen Geldwäsche

(Bild: Europol)

An der im Juni, Oktober und November 2023 durchgeführten Aktion waren 27 Länder sowie die Agenturen Eurojust und Interpol beteiligt – Deutschland hatte sich nicht direkt beteiligt. Die Aktion richtete sich gegen die oft unfreiwilligen Helfershelfer zur Geldwäsche, die im englischen Sprachraum als "Money mules" (Geldesel) bekannt sind.

Kriminelle setzen diese Geldesel ein, um Geld aus verschiedenen Online-Betrügereien zu waschen. Diese umfassten unter anderem gefälschte E-Mails, gefälschte Angebote für Waren und Dienstleistungen, Betrug mit Messenger-Apps, gefälschte Bankkarten bis hin zu Identitätsdiebstahl mittels KI.

Die Verbrecher werben ihre Helfer oft mit dem Versprechen auf eine lukrative Nebentätigkeit an oder gaukeln den gutgläubigen Opfern romantische Gefühle vor, um sie zu Mittätern zu machen. Oft verwenden Betrüger den Begriff "Finanzagent" als offiziell klingenden Euphemismus für die Tätigkeit der Aushilfs-Geldwäscher. Diese erhalten für ihre Tätigkeit eine Provision, fallen jedoch oft aus allen Wolken, wenn die Ermittlungsbehörden vor der Tür stehen, um der Geldwäsche ein Ende zu machen.

Im Rahmen der Aktion stellte ein EU-Mitgliedstaat fest, dass Geflüchtete aus der Ukraine zunehmend unwissentlich in kriminelle Handlungen verwickelt werden. Verbrecher nutzen ihre wirtschaftliche Notlage aus und zwingen sie, Bankkonten zum Zweck der Geldwäsche zu eröffnen. Eine weitere Masche: Kriminelle geben sich als Bankmitarbeiter aus und überreden ältere Menschen, neue Konten zu eröffnen. Oft suchen die Täter ihre Opfer persönlich auf, um Kopien von Ausweispapieren und Unterschriften zu erhalten. Auch der Einsatz von künstlicher Intelligenz zur Erstellung falscher Identitäten ist laut Europol zu beobachten. Ziel ist es, die für Finanzinstitute vorgeschriebenen Maßnahmen zur Identitätsfeststellung ihrer Kunden auszutricksen, die im Finanzjargon als KYC, kurz für "Know your Customer" oder "kenne deinen Kunden", bekannt sind.

Kriminelle haben es auch auf jüngere Menschen abgesehen, denen sie ergaunerte Geschenkkarten-Codes zusammen mit einer Wunschliste etwa für elektronische Geräte oder Online-Dienste zur Verfügung stellen, erläutert Europol in der Pressemitteilung. Die Jugendlichen übergeben die gekauften Waren dann an die Kriminellen, die sie auf den beliebtesten E-Commerce-Marktplätzen zu Geld machen. Als Belohnung für ihre Mittäterschaft winkt den Teenagern ein Prozentsatz des illegalen Erlöses.

Schon seit der ersten EMMA im Jahr 2016 ist die europäische Bankenvereinigung mit von der Partie. In diesem Jahr haben rund 2.800 Banken mit den Strafverfolgungsbehörden zusammengearbeitet, außerdem die Kryptowährungsbörse Coinbase, der KYC-Spezialist Fourthline, der Online-Reiseanbieter Tripadvisor und die Finanzinstutionen Santander und Western Union. Letztere sind seit Jahrzehnten bei Kriminellen beliebt, um Geld unwiederbringlich außer Landes zu schaffen, etwa im Rahmen des sogenannten "419"-Vorschussbetrugs.

(mack)