Exoplanet GJ 1132b: Entstehung einer zweiten Atmosphäre durch Vulkanismus

GJ 1132b ist weiterhin für Überraschungen gut: Astronomen meinen, bei dem Exoplaneten sehe man bereits die zweite Atmosphäre. Die würde durch Vulkane gebildet.

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Künstlerische Darstellung von GJ 1132 b

(Bild: NASA, ESA, and R. Hurt (IPAC/Caltech))

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Die erste Atmosphäre, die bei einem erdgroßen Exoplaneten gefunden worden war, hat dort nicht Milliarden Jahre überdauert, sondern ist das Ergebnis von vulkanischen Aktivitäten. Das hat ein Team von Forschern und Forscherinnen ermittelt, die sich deswegen überzeugt geben, dass wir bei GJ 1132b erstmals bei der Bildung einer Atmosphäre durch Vulkanismus zusehen können.

Mit künftigen Teleskopen könnten wir eventuell sogar direkt die geologischen Aktivitäten auf der Oberfläche der fernen Welt beobachten, spekulieren sie. Schon jetzt sei die Atmosphäre aber gewissermaßen ein Fenster, das den Blick auf die geologischen Aktivitäten auf dem Exoplaneten ermöglicht. Die Analyse soll im Astronomical Journal erscheinen.

Der Exoplanet mit der Katalognummer GJ 1132b sorgt seit Jahren immer wieder für Aufsehen. 2015 war er als bis dato nächster erdähnlicher Planet außerhalb unseres eigenen Sonnensystems aufgespürt worden und schon damals war darüber spekuliert worden, dass er über eine Atmosphäre verfügen könnte. Die wurde dann auch tatsächlich gefunden, es war der erste Nachweis einer Atmosphäre um einen Planeten, der unserer Erde bezüglich seiner Masse sehr ähnlich ist. Damals hatten die Forscher spekuliert, ob die Atmosphäre die Milliarden Jahre seit der Entstehung des Himmelskörpers überdauert haben könnte. Dem widersprechen ihre Kollegen nun. GJ 1132b kreist so eng um seinen Stern, dass er für einen Orbit anderthalb Erdentage braucht. Von uns ist er 39 Lichtjahre entfernt.

Wie die Wissenschaftler um Mark Swain vom Jet Propulsion Laboratory in Kalifornien nun schreiben, sind sie zu dem Schluss gekommen, dass GJ 1132b als Himmelskörper mit deutlich größerem Radius als die Erde entstanden sei. Seine umfangreiche Atmosphäre aus Wasserstoff und Helium sei aber in vergleichsweise kurzer Zeit von der immensen Strahlung des jungen und sehr heißen Sterns zerstört worden. Die nun vorgefundene Atmosphäre sei nicht nur reich an Wasserstoff, sondern enthalte auch viel Blausäure (Cyanwasserstoff), Methan und Ammoniak. Sogar einen Kohlenwasserstoffnebel hätten sie festgestellt. Ihrer Theorie zufolge wurde der ursprünglich vorhandene Wasserstoff zu Teilen vom Magma absorbiert und wird nun wieder freigesetzt. Zwar entweiche diese Atmosphäre immer wieder ins All, sie werde aber auf diesem Weg kontinuierlich ersetzt.

Das mit dem Weltraumteleskop Hubble ermittelte Spektrum von GJ 1132b

(Bild: NASA, ESA, and P. Jeffries (STScI))

Diese zweite Atmosphäre von GJ 1132b habe ihren Ursprung also an dessen Oberfläche und in dessen Innerem. Sie erlaube also einen Blick auf dessen Geologie. Ursprünglich habe man gedacht, dass Exoplaneten, die so viel Strahlung ausgesetzt sind, "ziemlich langweilig" seien, erklärt Raissa Estrela vom Jet Propulsion Laboratory. Das sei aber nicht der Fall. Stattdessen sei der Exoplanet der Erde sogar in mehreren Aspekten ziemlich ähnlich, obwohl seine Geschichte so anders verlaufen sei. Der etwa vergleichbar große und dichte Himmelskörper ist wohl auch ungefähr so alt wie die Erde und könnte an der Oberfläche sogar einen vergleichbaren atmosphärischen Druck haben. Im infraroten Spektrum könnte man möglicherweise sogar bis auf die Oberfläche gucken und etwa mit dem James Webb Space Telescope (JWST) direkt den Vulkanismus erkennen.

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(mho)