Astronomie: Rote Zwergsterne vernichten wohl doch nicht alle Atmosphären

Kein Sterntyp ist im Kosmos so häufig wie Rote Zwerge, für Exoplaneten sind die Bedingungen dort aber harsch. Trotzdem könnten einige wohl Atmosphären halten.

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Angeschnittener Stern und mehrere Exoplaneten

Künstlerische Darstellung der Exoplaneten um TRAPPIST-1: Der fünfte könnte eventuell doch eine ATmosphäre halten.

(Bild: NASA/JPL-Caltech)

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Anders als zuletzt befürchtet, könnten Gesteinsplaneten um Rote Zwergsterne unter bestimmten Bedingungen doch häufiger eine Atmosphäre behalten und damit die passenden Voraussetzungen für die Entstehung von Leben. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls ein Forschungsteam, das auf Basis astronomischer Daten Simulationen durchgeführt hat. Die hätten aufgezeigt, dass Gesteinsplaneten trotz der immensen Strahlung bei der häufigsten Sternklasse im Universum trotzdem in der Lage sein könnten, eine stabile Atmosphäre herauszubilden, fasst die Universität von Washington zusammen. Sobald unsere Teleskope leistungsfähig genug sind, könnte es sich also lohnen, bei Exoplaneten wie den bislang nicht näher erforschten äußeren im besonders spannenden System TRAPPIST-1 nach einer Atmosphäre Ausschau zu halten.

Das Forschungsteam ruft in Erinnerung, dass Rote Zwergsterne die mit Abstand häufigsten Sterne im Universum sind und wir um solche auch Exoplaneten gefunden haben. Weil die Sterne aber vergleichsweise klein sind, liegt die sogenannte habitable Zone besonders nahe an diesen Himmelskörpern. So bezeichnet wird jene Zone, in der Exoplaneten flüssiges Wasser auf ihrer Oberfläche halten könnten – eine Grundvoraussetzung für erdähnliches Leben. Gleichzeitig senden diese Sterne aber so immense Mengen an lebensfeindlicher Strahlung aus, dass man bislang angenommen hat, dass eventuell entstehende Atmosphären rasch entfernt werden. Zeit für die Entstehung von Leben gäbe es dann nicht. Die Frage, ob Gesteinsplaneten unter diesen Umständen nicht trotzdem stabile Gashüllen ausbilden könnten, gehöre deshalb zu den spannendsten der Exoplanetenforschung, meint Studienleiter Joshua Krissansen-Totton.

In den jetzt durchgeführten Simulationen hat das Forschungsteam die Entstehungsgeschichte und Entwicklung von Gesteinsplaneten in dieser Umgebung unter Berücksichtigung der gesammelten Daten modelliert. Dabei habe sich gezeigt, dass etwas weiter von den Sternen entfernte Exoplaneten durchaus genug Gase halten könnten. Das könnte schon für jene Exoplaneten um TRAPPIST-1 gelten, die wir mit dem Weltraumteleskop James Webb nicht diesbezüglich untersuchen können. Schon mit dem bald verfügbaren Extremely Large Telescope könnte das möglich sein, schreibt das Team. Insgesamt gebe es eine kleine Zahl von Exoplaneten, die angesichts der neuen Forschung doch für eine mögliche Atmosphäre infrage kommen. Angesichts des großen Interesses an der Thematik sei es gut, dass man nicht auf die nächste Generation von Teleskopen warten müsse. Vorgestellt wird die Arbeit in Nature Communications.

(mho)