Exoskelett: Barrierefreies Gehen für Querschnittsgelähmte

Wissenschaftler des IPA erweitern das Exoskelett "Servus RGS" der Firma ORTHO-SYTEMS durch Komponenten, die Steigungen bis zu sieben Grad überwindbar machen.

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Barrierefreihes Gehen für Querschnittgelähmte

(Bild: Fraunhofer IPA, Foto: Rainer Bez)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Kersten Auel

Mit dem Exoskelett der Firma ORTHO-SYSTEMS können Querschnittsgelähmte selbstbestimmt gehen. Allerdings nur auf flachen Ebenen. In einem vom BMWi geförderten Projekt will das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA das Gestell jetzt um eine Adaption erweitern, mit dem die Anwender auch Steigungen überwinden können. Ziel ist es, dass die deutschlandweite Richtlinie für Barrierefreiheit eingehalten wird. Das bedeutet, dass Neigungen bis zu sieben Grad für Gelähmte mit dem erweiterten Exoskelett keine unüberwindbare Hürde mehr darstellen.

Bereits seit 2012 bietet ORTHO-SYSTEMS das "Servus RGS" als Alternative zum Rollstuhl an. Das System besteht aus einem Hüftgürtel mit einem Beckenrotationsgelenkt, Spielbeinen und Fußeinheiten. Über einen Wippmechanismus, den der Anwender auslöst, indem er sein Gewicht zur Seite verlagert, kippt das gegenüberliegende Spielbein nach vorn. Auf diese Weise kann er Schritt für Schritt gehen.

Mit zusätzlichen Sensoren, Aktoren und einer dritten Bodenplatte wollen die Wissenschaftler des IPA das Exoskelett dahingehend erweitern, dass es Neigungen durch die Kombination einer IMU (Inertial Measurement Unit) mit Distanzsensoren erkennt und ausgleicht. Infrarot- und Ultraschallsensoren sollen das System unabhängig von den jeweiligen Lichtbedingungen machen. Für die Berechnung und das Ausgleichen des Neigungswinkels haben die Forscher einen eigenen Alorithmus entwickelt.

Erste Testreihen im Labor sollen bereits erfolgreich gewesen sein. In einem Folgeprojjekt mit ORTHO-SYSTEMS will man die Dynamik des Systems erhöhen und unter anderem ein selbständiges Aufstehen und Hinsetzen des Anwenders ermöglichen. Die aktuelle Adaption "Servus RGS Adapt" soll 28 000 Euro kosten – ein Preis, der laut Projektleiter Marius Fabian für Krankenkassen bezahlbar ist. (ka)