Neue Regeln für Weltraumflug: Keine Astronautenschwingen für Jeff Bezos & Co.

Pünktlich zum Weltraumflug von Jeff Bezos hat die FAA die Regeln für die Verleihung der Astronautenabzeichen geändert: Der Milliardär bekommt sie doch nicht.

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Mehr als das hauseigene Astronautenabzeichen wird es für die Passagiere von Blue Origin doch nicht geben.

(Bild: Blue Origin)

Lesezeit: 3 Min.

Obwohl der Amazon-Gründer Jeff Bezos und drei Begleiter vergangene Woche in den Weltraum geflogen sind, werden sie von der US-Luftfahrtaufsicht FAA nicht als Astronauten beziehungsweise Astronautin anerkannt und bekommen keine Astronautenschwingen. Grund ist eine Regeländerung, die pünktlich zum Tag des Flugs veröffentlicht wurde und die Voraussetzungen für den Erhalt des zivilen Abzeichens verschärft.

Demnach ist es nun nötig, während eines Flugs über die Grenze zum Weltraum in 100 Kilometer Höhe, "Aktivitäten unternommen zu haben, die für die öffentliche Sicherheit unverzichtbar waren oder zur Sicherheit der bemannten Raumfahrt beigetragen zu haben". Nur dann gibt es die begehrten Abzeichen der FAA.

Das aktuelle Design der Astronautenschwingen der FAA

Bezos, sein Bruder Mark, die 82-jährige Wally Funk und der 18-jährige Niederländer Oliver Daemen waren vergangene Woche an Bord, als erstmals eine Raumkapsel von Blue Origin Menschen ins All brachte. Das US-Raumfahrtunternehmen gehört Bezos, der sich davon ein Stück vom erwarteten Kuchen Weltraumtourismus erhofft. Bei seinem Jungfernflug war Bezos dann zwar der Milliardär Richard Branson um wenige Tage zuvorgekommen, aber nur Bezos erreichte mit mehr als 100 Kilometern Höhe auch die international akzeptierte Grenze. Weil die FAA aber als Grenze zum Weltraum eine Höhe von 50 Meilen (etwa 80 Kilometer) zugrunde legt, konnten beide davon ausgehen, die Astronautenabzeichen der FAA zu bekommen.

Die nun öffentlich gewordene Regeländerung betrifft die Verleihung der Astronautenschwingen ("Astronaut Wings") für die kommerzielle Raumfahrt der FAA. Das ist nur eines von mehreren Programmen solcher Abzeichen in den USA, andere gibt es von der NASA und dem US-Militär – aber dort nicht für die private Raumfahrt. Um die 2004 von der FAA geschaffenen Astronautenschwingen zu erhalten, hatte es bis vergangene Woche gereicht, auf einem von der FAA erlaubten Start mehr als 50 Meilen Höhe zu erreichen. Jetzt muss man auf solch einem Flug aber auch etwas tun. Bei Flügen von Blue Origin ist das überhaupt nicht vorgesehen, die erfolgen vollautomatisch beziehungsweise ferngesteuert. Flüge von Virgin Galactic müssen dagegen pilotiert werden, hier dürften also weiter Astronautenschwingen zu holen sein, aber wohl nicht für Passagiere.

Erster bemannter Flug von Blue Origin (12 Bilder)

Freude nach dem geglückten Flug
(Bild: Blue Origin)

Inwieweit das Interesse an den Astronautenabzeichen zu dem zumindest behaupteten Ansturm auf Tickets bei Blue Origin & Co. beigetragen hat, ist unklar. Deswegen lässt sich auch noch nicht absehen, inwiefern die Federal Aviation Administration den Unternehmen nun einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Blue Origin selbst hat jedenfalls bereits vorgesorgt und eigene Abzeichen gefertigt, die an die Passagiere des Jungfernflugs gingen. Virgin Galactic wiederum kann darauf verweisen, dass fünf von sieben bisher verliehenen Astronautenschwingen der FAA für kommerzielle Raumfahrt an Piloten beziehungsweise eine Pilotin aus dem eigenen Haus gegangen sind.

(mho)