FBI baut Antiterror-Datenbank auf

Die US-Behörde hat nach eigenen Angaben ihre Computerprobleme in den Griff bekommen. Allerdings kommt nun Kritik von Bürgerrechtlern.

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Die US-amerikanische Bundesbehörde Federal Bureau of Investigation (FBI) hat zur besseren Bekämpfung des Terrorismus eine Datenbank mit über 659 Millionen Datensätzen aufgebaut. Darin enthalten sind beispielsweise Personeninformationen über Terroristen, Geheimdienstberichte und Daten über Finanztransaktionen. Das "Investigative Data Warehouse" (IDW) fasst Daten von über 50 FBI- und anderen Regierungsstellen zusammen und macht sie für jeden FBI-Agenten verfügbar, berichten US-Medien wie die Tageszeitung Washington Post und der Fernsehsender CBS. Das FBI führte demnach seine Datenbank gestern einigen Journalisten vor.

Anlass zum Ausbau der Datenbank haben Ermittlungspannen vor den Attentaten des 11. September 2001 gegeben, die im Report of the Joint Inquiry into the Terrorist Attacks des US-Parlaments festgehalten wurden. Zwei Monate vor den Attentaten habe ein FBI-Agent in Phoenix, Arizona, ein Memo für das FBI-Hauptquartier über Flugschüler abgelegt, die Kontakte zu Al Qaida gehabt haben sollen. Zu diesen Informationen hätten FBI-Beamte in Minneapolis keinen Zugang gehabt, denen ein Verdacht gegen den Flugschüler Zacarias Moussaoui zugetragen worden war. Wenn derlei Informationen umfassender ausgetauscht und miteinander verknüpft worden wären, hätten die Attentate womöglich verhindert werden können, meinten Kritiker. Nach Angaben des FBI ist das Problem nun behoben.

Gurvais Grigg von der Foreign Terrorist Tracking Task Force des FBI führte die Funktionsweise des Systems vor, indem er den Namen "Mohammad Atta" eingab, einer der 19 Attentäter des 11. September, und das Stichwort "Flugtraining". Das von der Firma Chiliad Inc. entwickelte System gab laut Washington Post 250 verschiedene Suchergebnisse aus. Zudem sei es in der Lage, mit verschiedenen Schreibweisem von Namen und mit verschiedenen Geburtsdaten zurechtzukommen. Vor dem Jahr 2002 hätte es 32.222 Stunden gedauert, 1000 Namen und Geburtsdaten aus den 50 Datenbanken abzurufen. Nun sei ein solcher Vorgang in weniger als einer halben Minute erledigt.

David Sobel von der Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) meint, die FBI-Datenbank müsse einer öffentlichen Debatte unterzogen werde, da sie datenschutzrechtliche Probleme aufwerfe. Es würden 250 Millionen Flugpassagier-Datensätze dauerhaft gespeichert, mit ihnen könne Data Mining betrieben werden. Zudem habe das FBI gegen Datenschutzgesetze verstoßen, denn es existiere keine Meldung über die Einrichtung der Datenbank, heißt es in der Washington Post.

Dieselbe Zeitung hatte vorvorige Woche noch einmal auf die Probleme bei der Software-Erneuerung hingewiesen. Für das gescheiterte Virtual Case File (VCF) seien 170 Millionen US-Dollar verpulvert worden. Fast wäre das VCF in Betrieb gegangen, wenn es der FBI-Mitarbeiter Zalmai Azmi nicht noch einmal unter die Lupe genommen und massive Probleme festgestellt hätte. Azmi ist mittlerweile Technologie-Chef des FBI.

Einen darauffolgenden Kommentar der Zeitschrift Newsweek nahm das FBI dann vor Kurzem zum Anlass für eine Erwiderung. Der Kommentator Jonathan Alter hatte gemeint, die Computerprobleme des FBI seien nach dem Irak-Krieg, dem misslungenen Katastrophen-Management nach dem Hurrican Katrina sowie der Gesundheitspolitik ein weiterer Ausdruck der Inkompetenz der Bush-Regierung. Das FBI räumt ein, kurz nach "9/11" habe es in der Tat kein effektives Fall-Management gegeben, das FBI habe auch nicht die nötigen internen Strukturen aufgewiesen, ein komplexes IT-System aufzubauen. Das habe sich aber mittlerweile geändert, schreibt FBI-Sprecher John Miller. Zwei der drei Bestandteile des "Trilogy"-Programms seien inzwischen installiert. Die Fehler der Vergangenheit, die im Zusammenhang mit dem Fallmanagement auftraten, würden sich nicht wiederholen.

Die Entwicklung des Fallmanagement-Systems – Sentinel genannt – wird noch drei Jahre in Anspruch nehmen, berichtet CBS. Es ist geplant, dass durch dieses System dem IDV weitere Informationen wie Audio-, Video-Sequenzen, Bilder und andere Multimedia-Bestandteile hinzugefügt werden. (anw)