FBI ruft zu Zusammenarbeit gegen Cybercrime auf

Robert Mueller vergleicht in seiner Rede vor der RSA Conference das Internet mit dem "Wilden Westen" und ist froh darüber, dass anders als im Filmklassiker "High Noon" die Gesetzlosen nicht real in seiner Stadt auftauchen.

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Der FBI-Direktor Robert Mueller hat die Privatwirtschaft dazu aufgerufen, seiner Bundesbehörde beim Kampf gegen Cyberkriminalität zu helfen. Der private Sektor befinde sich in der ersten Verteidigungslinie, sagte Mueller in seiner Rede vor der RSA Conference 2006. Darin verglich er den Cyberspace mit dem "Wilden Westen", einem offenen Raum mit augenscheinlich unbegrenzten Möglichkeiten. Wie seinerzeit während der Kolonisierung des Westens könnten Gesetzlose grenzenlos tätig werden. Und mit dem schnellen Fortschreiten der Technologie würden auch ihre Bewegungsmöglichkeiten wachsen.

Mueller schilderte in seiner Rede seine Erfahrungen als Staatsanwalt in San Francisco im Februar 2000. Seinerzeit waren einige Server großer US-amerikanischer Online-Unternehmen Opfer von DoS-Angriffen geworden. Mit Hilfe der kanadischen Polizei wurde im April 2000 ein 15-jähriger Verdächtiger festgenommen, der im Internet als "Mafiaboy" aufgetreten war. Diese Erfahrung habe ihm die Notwendigkeit einer besseren Strafverfolgung und der Zusammenarbeit mit privaten Institutionen vor Augen geführt.

Weiter verwies Mueller auf erfolgreiche Zusammenarbeit mit anderen Behörden, die zum Beispiel im November 2004 zur Verhaftung eines "Botmasters" geführt habe. Dieser sei vor drei Wochen schuldig gesprochen worden, hunderttausende Computer im Internet unter Kontrolle genommen und dieses Netz an Dritte vermietet zu haben, damit diese Attacken ausüben könnten. Damit sei zum ersten Mal in den USA in solch einem Verfahren ein Schuldspruch gefallen.

Nach dem der Hurrikan Katrina durchs Land gezogen sei, habe das FBI zusammen mit dem US-amerikanischen Roten Kreuz, eBay, PayPal und MasterCard zusammengearbeitet, um Spendenbetrug aufzudecken, erläuterte Mueller weiter. Es seien 6000 Websites überprüft worden, die angegeben hatten, sie würden offizielle Spendensammelstellen seien. Etwa 100 Fälle von Betrugsverdacht seien den Ermittlern übergeben worden.

Als eine der wichtigsten Schnittstellen zwischen staatlichen und privaten Stellen hob Mueller das Programm InfraGard hervor, dem 13.000 Unternehmen angeschlossen seien. Ziel sei es, das FBI ständig über neue Bedrohungen auf dem Laufenden zu halten und gleichzeitig den Unternehmen besseren Selbstschutz zu ermöglichen. Der Minister für innere Sicherheit, Michael Chertoff, hatte bereits im August vorigen Jahres auf der InfraGard-Konferenz in Washington zu mehr Engagement für Cybersicherheit aufgerufen. Laut den Bürgerrechtlern der American Civil Liberty Union (ACLU) ist InfraGard allerdings nichts anderes als eine "eine gigantische Truppe von Tipp-Gebern". Die wachsende Branche für Überwachungstechnologie mache gleichzeitig Lobbyarbeit für "mehr Sicherheit", hieß es im August 2004. (anw)