FSF: GNU/Linux enthält keine Geschäftsgeheimnisse

Eben Moglen, Chefsyndikus und Vorstandsmitglied der Free Software Foundation, erklärt alle Beschuldigungen seitens SCO, dass GNU-Code urheberrechtlich geschütztes Material enthält, für null und nichtig.

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Von
  • Oliver Lau

Eben Moglen, Chefsyndikus der Free Software Foundation (FSF), prangert in einer Stellungnahme die Äußerungen von SCO im Rechtsstreit gegen IBM an. SCO habe die Begriffe GNU, Unix und Linux durcheinandergebracht und damit nicht nur für Verwirrung gesorgt, sondern auch die eigene Argumentation um die Rechte an Unix-Code ad absurdum geführt.

Den Begriff Linux habe SCO immer wieder synonym für "freie Software" oder "freie Software, die ein Unix-ähnliches Betriebssystem darstellt" verwendet. Dass das nicht statthaft sei, darauf hatte unlängst auch FSF-Gründer Richard Stallman hingewiesen. Moglen stellt richtig: "Linux ist der Name des Kernels, der in den meisten freien Softwaresystem zum Einsatz kommt. Aber das Betriebssystem als Ganzes umfasst noch viele weitere Komponenten, von denen einige aus dem GNU-Projekt stammen, und andere anderswo geschrieben und als freie Software veröffentlicht wurden. Die Gesamtheit erst macht GNU aus, das freie Betriebssystem, an dem wir schon seit 1984 arbeiten."

Darum stellt Moglen die Frage, welche Ansprüche SCO denn nun tatsächlich daraus ableite, dass IBM Code aus Unix geklaut und im Kernel eingebaut haben soll. Wenn SCO vermute, dass aus Unix kopierter Code in Linux eingeflossen ist, meint Moglen, gebe es wohl kaum einen Anlass, 1500 Anwender zu warnen, dass sie sich generell durch die Benutzung von freier Software strafbar machen könnten. Und wenn SCO mit der Drohung meinte, dass GNU-Code eventuell Bestandteile urheberrechtlich geschützten Materials oder Unix-Geschäftsgeheimnisse enthalte, dann lägen sie ebenso falsch, erklärt Moglen: "Jeder, der etwas zu GNU beiträgt, verspricht sich an die Regeln der Free Software Foundation zu halten. Die besagen unter anderem, dass niemand Geheimhaltungsabkommen über die technischen Belange unterzeichnen und Quellcode nicht freier Software verwenden darf." Er glaube daher nicht, dass GNU-Code irgendwelches Material enthält, aus dem Dritte Ansprüche geltend machen können. Weder sei die FSF bislang von SCO verklagt worden, noch habe SCO irgendwelche Beweise vorlegen können, bekräftigt Moglen die Richtigkeit seiner Position.

Darüber hinaus gebe es weitere Anzeichen, dass SCO den Streit verlieren wird, schreibt Moglen: "SCO hat über Jahre Kopien des Linux-Kernel als Teil des freien GNU/Linux-Betriebssystems verbreitet. SCO hat dabei der GPL Rechnung getragen und den vollständigen Quellcode der Distribution beigelegt." Auf diese Weise habe SCO wiederholt Software als "frei" verteilt, von der SCO behauptet, sie enthalte Geschäftsgeheimnisse. Zu Klagen gebe es also überhaupt keinen Anlass.

Und noch etwas will Moglen ins rechte Licht rücken: SCO beanspruche Copyrights auf Unix-Quellen, aber der Supreme Court, das höchste US-Gericht, habe schon mehrfach betont, dass Copyrights sich nicht auf Ideen anwenden lassen, sondern nur auf deren Umsetzung. Ein Copyright auf einen Quellcode decke nicht ab, wie ein Programm funktioniert, sondern nur die Sprache, in der eine Funktion umgesetzt wurde, erläutert Moglen. Ein Programm, das von Grund auf neu geschrieben wurde, nur um die Funktion bestehender Software zu imitieren, könne also das Copyright auf das ursprüngliche Programm nicht berühren: "GNU und Linux kopieren zwar Unix-Funktionen, aber nicht die Umsetzung."

Diese Fakten zu Grunde gelegt, seien SCOs Äußerungen bestenfalls unverantwortlich und irreführend, resümiert Moglen. SCO habe von der Arbeit vieler uneigennütziger Softwareentwickler profitiert und solle diese nicht weiter belangen, sondern die Streitigkeiten mit IBM davon losgelöst betrachten. (ola)