Spyfone: US-Handelsaufsicht nimmt "Stalkerware" vom Markt

Weil persönliche Daten gesammelt und entwendet wurden, hat die US-Handelsaufsicht die Handy-App SpyPhone zusammen mit der ganzen Firma verboten.

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Pegasus: iOS- und Android-Spyware soll jetzt Daten aus Cloud-Services stehlen können

(Bild: Shutterstock / Motortion Films)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Ernst

Die US-Handelsaufsicht der Federal Trade Commission (FTC) hat den Vertrieb der Überwachungs-App SpyFone untersagt. Zudem erhielt der CEO Scott Zuckerman ein Verbot, sich in der Überwachungsbranche zu betätigen. Mit der Android-App, die nicht mit dem legalen Anbieter SpyPhone verwechselt werden sollte, konnte man die Inhalte eines Handys auslesen, Chats mitschneiden oder sich den Standort der Smartphones in Echtzeit anzeigen lassen.

Im Unterschied zu SpyPhone, das weiterhin von einem anderen Unternehmen vertrieben wird, wiesen die Macher von SpyFone nicht darauf hin, dass eine solche Überwachung illegal ist, wenn die betroffenen Personen nicht darüber informiert werden. Stattdessen gaben die Betreiber noch Tipps, wie sich die App vor dem Benutzer verstecken ließ.

Zuckerman und sein Team müssen mit SpyFone ausgespähte Personen nun informieren und deren gespeicherte Daten löschen. Die waren, wie aus der Mitteilung der FTC hervorgeht, zudem kaum gesichert. Selbst das Passwort für die App habe SpyFone den Kunden des Unternehmens im Klartext übermittelt. 2018 hatte ein Unbekannter Zugriff auf die unverschlüsselten Daten von 2200 Personen erlangt, darunter auch Fotos und Textnachrichten.

Das Unternehmen hinter SpyFone heißt Support King LLC und ist in Puerto Rico registriert. Das karibische Archipel gehört zu den Außengebieten der Vereinigten Staaten und unterliegt damit US-Recht. Gemäß dem Beschluss der FTC, der wie ein Gerichtsurteil zu werten ist, muss das Unternehmen auf seinen Websites über die Auflagen der FTC informieren. Zudem müssen auf verwanzten Geräten klare Hinweise auf die Überwachungsaktivitäten angezeigt werden – eine Weile lang dürfte Support King seine Infrastruktur also noch betreiben müssen, um das zu bewerkstelligen.

Es ist bereits der zweite Fall, in dem die Behörde den Geschäftsbetrieb eines derartigen Überwachungsunternehmens unterbindet. 2019 hatte die FTC die Firma RetinaX stillgelegt. Die Behörde weist in ihrer Mitteilung zudem darauf hin, dass die Aktion nicht nur wegen des allgemein ungesetzlichen Ausspähens nötig wurde. Die FTC bezeichnet die App als "Stalkerware" und sieht die Gefahr, dass solche Apps Stalking und häusliche Gewalt befördern.

Vertrieben werden solche Apps in der Regel nicht über die Stores von Apple und Google, sondern auf den Webseiten der Anbieter. Die Installation müssen die Käufer dann selbst auf den Smartphones ihrer Zielpersonen vornehmen, je nach Funktionsumfang sind dafür Root-Rechte nötig. Dafür geben die Hersteller der Spionage-Tools aber sehr konkrete Anleitungen. Die gibt es aber auch zur Erkennung und Abwehr solcher Schnüffelprogramme.

(nie)