FTX-Pleite: Sam Bankman-Fried stimmt Auslieferung an die USA zu

Sam Bankman-Fried, Gründer der Kryptobörse FTX, hat einer Auslieferung an die USA zugestimmt. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 115 Jahre Haft.

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(Bild: Shutterstock)

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Sam Bankman-Fried, kurz SBF, ehemaliger Chef der mittlerweile bankrotten Kryptobörse FTX, wird offenbar von den Bahamas an die USA ausgeliefert. Angaben von zwei seiner Anwälte zufolge soll er einer Auslieferung an die Vereinigten Staaten zugestimmt haben. Dort wird ihm Betrug vorgeworfen. Bei einer Verurteilung in allen acht Anklagepunkten drohen ihm bis zu 115 Jahren Haft. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Reuters erfuhr demnach am Montag (Ortszeit USA) von Krystal Rolle von der Entscheidung, ihr Kollege Jerone Roberts sprach dem Bericht der Nachrichtenagentur zufolge mit der "New York Times". Beide Anwälte sind auf den Bahamas tätig. Stellungnahmen von Bankman-Frieds Vertretern in den USA sowie der US-Staatsanwaltschaft lagen zunächst nicht vor.

FTX hatte am 11. November Gläubigerschutz beantragt, nachdem Kunden als Reaktion auf die heimliche Verschiebung von Einlagen im Volumen von zehn Milliarden Dollar massenhaft Gelder abgezogen hatten. Bankman-Fried trat am selben Tag als Chef zurück. Anfang Dezember hatte SBF die Betrugsvorwürfe gegen ihn zurückgewiesen.

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Dennoch besteht der Verdacht, dass Konzern-Mitbegründer Bankman-Fried illegal Milliarden-Werte an das verbundene Unternehmen Alameda Research verschoben habe, um Verluste aus Hoch-Risikogeschäften zu stopfen. Der neue FTX-Chef John Ray, der die Führung im Zuge des Konkursverfahrens übernommen hatte, kritisierte seinen Vorgänger damals scharf: "Noch nie in meiner Karriere habe ich solch ein komplettes Versagen an Unternehmenskontrolle und so einen Mangel an vertrauenswürdigen Finanzinformationen erlebt."

Auf die Vorwürfe der Verschiebung von Kundengeldern zu Alameda sagte Bankman-Fried in einem Interview: "Ich habe nicht wissentlich Gelder vermischt." Er sprach von einem Aufsichtsversagen seinerseits und dass ihn die Größe der Risikopositionen bei Alameda überrascht hätten. Er habe die Investmentfirma nicht direkt selber geleitet und vieles erst wenige Tage vor dem Untergang von FTX erfahren. Es habe Buchhaltungsfehler gegeben und Diskrepanzen zwischen den geprüften Zahlen und den Zahlen auf fehlerhaften Dashboards der Börse. Berichte der Insolvenzverwalter legen da anderes nahe: Denen zufolge habe es eine Software gegeben, die den Missbrauch von Kundengeldern verschleiert habe.

Vor einer Woche war SBF auf den Bahamas auf Bitten der US-Regierung festgenommen worden. Am Montag war er noch in Nassau, Bahamas, vor Gericht erschienen. Bankman-Fried hat sich bei der Kundschaft entschuldigt, Betrugsvorwürfe aber zurückgewiesen. Der Zusammenbruch von FTX hat die Krypto-Welt erschüttert. Viele Politiker und Behörden weltweit – so klagt etwa auch die US-Börsenaufsicht SEC gegen Bankman-Fried – befassen sich verstärkt mit Forderungen nach einer stärkeren Regulierung des Sektors.

(tkn)