Facebook-Datenskandal: EU-Kommission will mit Facebook sprechen

Die EU-Kommission hat für die kommenden Tage Gespräche mit dem US-Konzern angekündigt. Die Bundesjustizministerin hat indessen Facebook scharf gerügt.

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Facebook-Datenskandal: EU-Kommission will mit Facebook sprechen
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  • dpa

Im Datenskandal um Facebook hat die EU-Kommission für die kommenden Tage Gespräche mit dem US-Konzern angekündigt. Derzeit werde der Kontakt auf höchster Ebene vorbereitet, sagte ein Sprecher der EU-Kommission am Donnerstag. "Für die EU-Kommission ist der unerlaubte Zugriff und der weitere Missbrauch personenbezogener Daten von Facebook-Nutzern nicht akzeptabel."

Cambridge Analytica und die Facebook-Profile

EU-Justizkommissarin Vera Jourová hatte Anfang vergangener Woche in einem Brief an Geschäftsführerin Sheryl Sandberg Aufklärung in dem Fall gefordert und eine Antwort innerhalb von zwei Wochen erbeten. "Facebook hat sich inzwischen an uns gewandt und Bereitschaft gezeigt, sich mit uns auseinanderzusetzen", sagte der Sprecher.

Jourova spreche am Donnerstag auch mit dem Vorsitzenden der europäischen Datenschutzbehörde. Zudem sollten Gespräche mit der britischen Datenschutzbehörde und der US-Verbraucherschutzbehörde folgen. "Das Ziel ist, ein Update zu den laufenden Ermittlungen zu erhalten."

Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) hat unterdessen Facebook scharf gerügt und Konsequenzen auf europäischer Ebene verlangt. "Facebook ist ein Netzwerk der Intransparenz", sagte sie. "Ethische Überzeugungen fallen kommerziellen Interessen zum Opfer." Facebook lebe vom Vertrauen seiner Nutzer. "Facebook hat dieses Vertrauen verspielt", sagte Barley.

Barley mahnte, die Aufklärung dürfe nicht beim Fall von Cambridge Analytica stehen bleiben. "Es muss geklärt werden, ob weitere App-Betreiber in großem Umfang Nutzer- und Kontaktdaten missbraucht haben." Es sei an der Zeit für eine deutliche Reaktion der EU-Staaten.

"Für soziale Netzwerke braucht es klare Regeln. Wir werden überprüfen, ob die Möglichkeiten der neuen europäischen Datenschutzverordnung ausreichen", sagte sie. "Wir müssen klare Anforderungen an die Betreiber sozialer Netzwerke auf europäischer Ebene gesetzlich festschreiben." Facebook müsse gegenüber Behörden in der EU auch die Funktionsweise seiner Algorithmen offenlegen.

In dem Skandal geht es um die unerlaubte Nutzung der Informationen von Millionen Facebook-Anwendern durch die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica. Wie Facebook mitteilte, könnten die Daten von bis zu 87 Millionen Usern betroffen sein – statt, wie bislang angenommen, jene von rund 50 Millionen. In Deutschland sind möglicherweise bis zu 310.000 Facebook-Anwender betroffen. (anw)