Fake News: Facebook und Co. sollen mehr Verantwortung übernehmen

Bisher diskutierte die EU-Kommission nur informell mit Online-Plattformen über Fake News. Jetzt sollen eine Konsultation und eine Expertengruppe offiziell erkunden, was gegen gezielte Falschinformationen zu tun ist.

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(Bild: dpa, Tobias Hase/Symbolbild)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert

Wer sein Geld mit der Verbreitung falscher Informationen verdient, muss sich das auch vorwerfen lassen, sagt Vincent Fella Hendricks, dänischer Philosoph und Direktor des Institut for Bubble Studies an der Universität Kopenhagen. Im Interview mit heise online rät Hendricks der EU-Kommission, die großen Plattformen auf eine Art herausgeberische Sorgfaltspflicht festzunageln. Bei einer geplanten Konsultation sollen mögliche selbstregulatorische Schritte ausgelotet werden.

Im August stellte die neue Digitalkommissarin Mariya Gabriel eine Konsultation zum Thema Fake News im Netz in Aussicht. Eine neue Expertengruppe zu dem Thema soll sie dabei zudem beraten.

Informelle Gespräche zu dem Thema Fake News gibt es schon seit einiger Zeit, bestätigte Prabhat Agarwal, Head of Unit in Gabriels Kabinett bei einer Podiumsdiskussion der Liberalen im Europaparlament in der vergangenen Woche. Es gehe dabei um Maßnahmen, die die Plattformen getroffen haben, und deren Fortschritte.

Vergleichbare informelle Dialoge gibt es auch zum Thema Terrorinhalte, zu Hate Speech und zum Verkauf raubkopierter Produkte, jeweils unter anderer Regie. Im Fake-News-Dialog kam das jüngste Eingeständnis von Facebook, dass sich ein russisches Syndikat gezielt in den US-Wahlkampf eingemischt habe, allerdings wohl noch nicht zur Sprache. Mehr Transparenz zu den informellen Dialogen empfahl ein Vertreter der Liberalen, Morton Lokkegaard.

Wie man Fake News zu Leibe rücken will, darüber gehen die Meinungen sehr auseinander. Ohne Verantwortlichkeit der Plattformen lässt sich das Problem nicht lösen, meint Hendricks im Interview. Strukturelles Wissen über die Mechanismen von Fake News müsse auf Nutzerseite immunisieren. Bei der Kommission arbeiten mehrere Generaldirektionen (DG Connect, DG parallel) daran, das Problem besser zu verstehen.

Eine Reihe von Forschungsprojekten soll Tools zur Abwehr schaffen, etwa "In Video Veritas", das Manipulation in Bildmaterial sichtbar machen oder "Reveal", das Fake News unter anderem durch den Vergleich von Nachrichtenmaterial entlarven soll. Bei beiden Projekten ist die Deutsche Welle mit im Boot. Geld aus Europa, unter anderem vom European Research Council, gibt es auch für ein Projekt des Oxford Internet Institute zu "Computational Propaganda".

Eine aktivere Auseinandersetzung mit Fake News pflegt die EU East StratCom Task Force (eStratCom), die im September 2015 damit betraut wurde, russischer Desinformation eine eigene Sichtweise entgegenzusetzen – unter anderem via Twitter.

Wenn die eStratCom ihre Pressekonferenzen aber unter der Maßgabe "nur als Hintergrund" abhalten würde, sei das wenig hilfreich, kritisierte bei der Veranstaltung der Alde-Fraktion der slowenische Journalist Rikard Jozwiak. Er und sein deutscher Kollege Boris Reitschuster fürchten, es fehle am politischen Willen, Fake News wirklich etwas entgegenzusetzen. (se)