Fake-Sites zur US-Wahl: Mazedonier verbreiten angeblich Trump-Propaganda

Dutzende Internetseiten, die grotesk übertriebene oder direkt erlogene Meldungen zum US-Wahlkampf verbreiten, werden offenbar von jungen Menschen aus Mazedonien betrieben. Die setzen auf die virale Verbreitung und die damit verbundenen Werbeeinnahmen.

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Fake-Sites zur US-Wahl: Mazedonier verbreiten angeblich Trump-Propaganda

"BREAKING, BREAKING, BREAKING": damit es auch ja schnell auf Facebook geteilt wird.

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Jugendliche aus der mazedonischen Kleinstadt Veles haben angeblich mehr als 100 Webseiten eingerichtet, die auf Facebook sehr erfolgreich mit Falschmeldungen für den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump werben. Das berichtet das Nachrichtenportal Buzzfeed unter Berufung auf Domaindaten und Gespräche mit Machern der Seiten.

Demnach haben die Betreiber erkannt, wie viel Geld sich mit Artikeln verdienen lässt, die sich viral auf Facebook und da vor allem unter US-amerikanischen Nutzern verbreiten. Und da diese sich am meisten für Artikel über Donald Trump interessierten, hätten sie sich dessen Wahlkampf zugewandt. Ansonsten sei ihnen der Kandidat der Republikanischen Partei egal.

Die Seiten mit Namen wie USA Newsflash haben teilweise Hunderttausende Follower auf Facebook und spielen demnach eine gewichtige Rolle in einem von Lügen, Verzerrungen und immenser Polarisierung geprägten US-Wahlkampf. Die meisten dort veröffentlichten Artikel bestehen dem Bericht zufolge aus zusammengetragenen oder direkt kopierten Nachrichten aus den USA, ergänzt um eine dramatische Überschrift. Die werde dann auf Facebook geteilt, um Traffic auf die eigene Webseite zu bringen, wo dann Werbung geschaltet sei, an der die vornehmlich Jugendlichen verdienten. Einzelne solcher Meldungen seien auf Facebook um Längen erfolgreicher gewesen, als die größten Enthüllungen etablierter Medien.

Warum vor allem Jugendliche aus Veles hinter einigen der erfolgreichsten Seiten stehen, erklärt Buzzfeed nicht, nennt aber einige Hintergründe. So habe ein 17-Jähriger erklärt, dass er seine Seite als leichte Möglichkeit sehe, Geld zu verdienen. Die Wirtschaft seines Heimatlandes sei schwach und Jugendliche dürften nicht arbeiten. Schon die Einkünfte aus einer kleinen Seite seien in Mazedonien genug, um viele Dinge kaufen zu können. Ein anderer Seitenbetreiber habe eingestanden, dass die Informationen auf den Seiten "schlecht, falsch und irreführend" seien, aber eben genügend geklickt würden.

Das Phänomen ist offenbar auch kein neues. Bereits im April hatte die mazedonische Nachrichtenagentur Meta über Seiten berichtet, die aus Mazedonien betrieben würden und mit Pro-Trump-Propaganda Geld verdienten. Seitdem sind offenbar eine ganze Menge hinzugekommen, wobei aber vor allem jene am profitabelsten seien, die Anfang 2016 eingerichtet wurden, wie Buzzfeed ausführt. Den Betreibern sei außerdem klar, dass ihr Geschäftsmodell angesichts der am morgigen Dienstag stattfindenden US-Wahl nun wohl vor dem Ende stehe. Dann wollen sie ihre Seiten auf Sport ausrichten, um möglichst weiter erfolgreich zu sein. (mho)