Niveau der Fallzahlen zu Kinderpornografie im Netz weiter hoch

Bayerische Strafverfolger sehen weiterhin hohe Fallzahlen bei Kinderpornografie im Netz. Unbeteiligte gerieten zunehmend mit dem Gesetz in Konflikt.

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(Bild: dpa, Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

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Die bayerische Zentralstelle für Cybercrime, bei der Staatsanwaltschaft in Bamberg angesiedelt, teilt mit, dass die Fallzahlen bezüglich Kinderpornografie im Netz hoch blieben. Außerdem beobachte sie ein Phänomen, durch das vollkommen Unbeteiligte mit dem Gesetz in Konflikt gerieten.

Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa teilte der leitende Oberstaatsanwalt und stellvertretende Chef der Zentralstelle Cybercrime,Thomas Goger, mit, dass die Fallzahlen hoch blieben und eine Trendumkehr noch nicht erreicht werden konnte. Der Bereich Facebook-Hacking habe dabei im Jahr 2023 eine große Rolle gespielt.

Goger zufolge werden dabei Konten im sozialen Netzwerk von Angreifern übernommen und darüber dann kinderpornografisches Material verteilt. Auch Plattformen wie Instagram seien betroffen. Die Täter habe die Cybercrime-Spezialstaatsanwaltschaft bislang jedoch noch nicht ermitteln können.

Für Betroffene sei das äußerst unangenehm. Die Social-Media-Zugänge werden möglicherweise gesperrt und es drohe Kontakt mit der Kriminalpolizei, sofern die Social-Media-Plattform den Fall melde und er in Deutschland ankomme. Hätten Betroffene das Bild noch und seien somit im Besitz von Kinderpornografie, oder hätten es sogar weitergeleitet, hätten sie sich möglicherweise strafbar gemacht.

Goger nennt konkrete Zahlen. Während es im Jahr 2022 zu 6591 Verfahren im Bereich Kinderpornografie allein im Zuständigkeitsbereich der Spezialstaatsanwaltschaft kam, waren es Mitte Dezember 2023 bereits mehr als 7800. Allerdings zählen nicht nur sexuell motivierte Fälle dazu, sondern zu einem besonders großen Anteil auch etwa aus falsch verstandenem Spaß in Whatsapp-Gruppen geteiltes Material. Kinder und Jugendliche, die etwa selbst erstellte Nacktaufnahmen teilten, fielen oft als Beschuldigte auf. Es sei die Aufgabe der Zentralstelle Cybercrime, darunter die echten pädophil und sexuell motivierten Fälle zu erkennen.

Verbesserungen strebt die bayerische Zentralstelle bei der Opfer-Erkennung an. Sie habe in den vergangenen Monaten Prozesse analysiert, ob alles erdenklich Mögliche getan würde, um zusammen mit der Polizei die Kinder auf den Abbildungen zu identifizieren und aus Missbrauchssituationen zu befreien.

Ein vergleichbarer Fall zu der beschriebenen Social-Network-Masche führte zu dem Hintergrundartikel "Von Null auf Passwort-Manager". Der hat an Aktualität bislang nicht eingebüßt.

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Gegenüber heise online hat die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg ergänzt, dass inzwischen die Zahlen für das gesamte Jahr 2023 vorliegen. Demnach kam es in 8146 Fällen zu Verfahren bei dem Zentrum zur Bekämpfung von Kinderpornographie und sexuellem Missbrauch im Internet (ZKI) der Zentralstelle Cybercrime Bayern. Die Zentralstelle zählte insgesamt 18.433 Fälle im vergangenen Jahr, wovon die Fälle mit kinderpornografischem Bezug also rund 44 Prozent ausmachen.

Das ZKI wurde im Oktober 2020 gegründet, um im Lichte der hohen Fallzahlen die Ermittlungsstrukturen weiter zu optimieren und den Verfolgungsdruck auf die Täter noch weiter zu erhöhen, ergänzt die Generalstaatsanwaltschaft.

(dmk)